Sexuelle Gewalt an Kindern – nicht der Ausnahmefall
Vor zehn Jahren wurden die Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder am Berliner Canisius-Kolleg bekannt, dann die an der hessischen Odenwaldschule. Eine Welle der Aufarbeitung folgte – in Kirchen, Heimen, inzwischen auch im Sport. Dennoch ist die Bilanz vieler Betroffener und Aufklärer heute bitter.
Von Isabel Fannrich-Lautenschläger
„Es ist wirklich so, dass ich heute, zehn Jahre nach dem Missbrauchsskandal, sagen muss, dass die bisherigen Anstrengungen und alles bisher Unternommene leider nicht ausgereicht haben, um das Leid der Mädchen und Jungen von Lügde oder Staufen zu verhindern. Und auch nicht das große Leid von zigtausend von Mädchen und Jungen, die Missbrauch in der Familie erleiden, und deren Fälle nicht an die Öffentlichkeit kommen.“
Eine großenteils bittere Bilanz von Johannes-Wilhelm Rörig – und er erfasst mit seiner Kritik nicht zuletzt sich selbst und seine Arbeit. Denn dass es heute sein Amt, das eines Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, überhaupt gibt, ist Folge eines Skandals, der vor genau zehn Jahren die Oberfläche der Medienöffentlichkeit erreichte.
Am 28. Januar 2010 berichtete die Berliner Morgenpost unter der Überschrift, „Das Schweigen muss gebrochen werden“, von „jahrelangen und systematischen sexuellen Übergriffen von mindestens zwei Patres“ auf Schüler des Canisius-Kollegs, einer Elite-Schule im Berliner Bezirk Tiergarten.
Zu diesen gehörte auch Matthias Katsch, der das von Jesuiten betriebene Gymnasium von 1973 bis ‚81 besuchte. Auf seine Aussagen ging die Berichterstattung maßgeblich zurück:
„Ich habe in den 70er-Jahren als 13-, 14-Jähriger durch zwei Priester sexuelle Gewalt erlitten. Der eine hat mich in den Beichtgesprächen, die er als Priester mit mir geführt hat, massiv bedrängt, hat mich angefasst, hat mich dazu genötigt, mich vor ihm zu entblößen und wollte mich dazu bekommen, mich selbst zu befriedigen. Das habe ich dann abbiegen können, war aber so durcheinander durch diese über Monate währende Attacke, dieses fortwährende Insistieren, dass es mir nicht gut ging. Und dann hat er mich zu seinem Mitbruder geschickt, der mir vermeintlich helfen sollte, weil ich auch dann schon schulische Schwierigkeiten entwickelt hatte.“
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https://www.deutschlandfunk.de/zehn-jahr...ticle_id=468911
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