Starkes Romandebüt
Und der Vater? Ist mal wieder nicht da
Die Suche nach ihrem Hippie-Vater führt eine junge Frau zu sich selbst: "Dad" ist ein ebenso kluger wie melancholischer Roman, der vom Leben in der Provinz handelt - und von der Flucht aus ihrer Enge.
Einmal sollte Dad zum Basteln in den Kindergarten mitkommen. Es ist ein Vater-Kind-Basteln, jedes Kind hat einen männlichen Begleiter. Wenn’s nicht der Vater ist, hat eben der Opa oder der Partner der jeweiligen Mutter Zeit. Nur Marlene sitzt allein da, ihr Vater hat den Termin vergessen, vielleicht ist es ihm auch egal, die Grenzen verschwimmen da. Während sie also am Tisch sitzt und stur am Tonpapier entlangprickelt, bohrt ein anderer Junge so lange in dieser Wunde, bis Marlene ihm die Nadel, die sie zum Basteln verwendet, in die Beine rammt.
"Durch Haut zu stechen, ist fast wie durch Tonpapier: Wenn man erst mal durch die Jeanshose durch ist, geht es ganz leicht. Luis hat sich nicht mal gewehrt." Der Vater kommt dann doch noch, viel zu spät. Die halbfertige Bastelarbeit, einen Brontosaurus, schmeißt er aus dem Autofenster.
In Nora Gantenbrinks erstem Roman "Dad" erlebt Marlene eine Vielzahl solcher Anekdoten – zusammengenommen ergeben sie eine zunächst ziemlich traurige Geschichte.
Hier die Eltern. Der Vater ist der Hippie geblieben, der er war, als ihn die Mutter auf einer Demonstration kennenlernte, irgendwann, Anfang der Siebzigerjahre. Als das Kind stolz sein erstes Schulzeugnis präsentiert, zerreißt er es. Man solle sich bloß nicht von der Leistungsgesellschaft terrorisieren lassen.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...8f-5dfd86197784
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