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Vor dem Schlaf

#1 von Sirius , 24.03.2020 17:33

Vor dem Schlaf

Du beobachtest meine Laune,
bewachst meine Augen,
achtest darauf, ob meine Haare
weniger werden,
ob ich huste
oder Schmerzen verberge.

Du verzeihst mir
mein Schweigen
und kannst so herzlich
lachen.

Ich bin dir näher
als jeder Virus
und weiß:

Morgen
wirst du mir nicht
weh tun.


Sirius


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Sirius
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RE: Vor dem Schlaf

#2 von weegee , 24.03.2020 21:47

Die guten Gedichte beunruhigen, verstören, sind gegen das Erhoffte genagelt, lassen einen am Ende allein im Wald tropfnass mit einem Stück Rinde als Restnahrung zurück.

Also liebst du mich nur, wenn ich schwach bin, krank gar, endlich gar. Mutter. Geliebte. Also liebst du mich nur, weil ich schwach bin.

Danke für dieses Stück Knabberrinde, Sirius. Dichterhut in weitem, tiefem Bogen gezogen!

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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RE: Vor dem Schlaf

#3 von weegee , 24.03.2020 21:51

Dabei hätten zwei Buchstaben alles zum Guten, Anderen, Ersehnten wenden können:

Morgen
wird ER mir nicht
weh tun.

Der Virus.

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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RE: Vor dem Schlaf

#4 von scrabblix , 24.03.2020 23:56

Deine Verse transportieren eine Innigkeit, um die man das LI nur beneiden kann.

Zitat von Sirius

Morgen
wirst du mir nicht
weh tun.



So viel Vertrauen in so wenigen Worten. Wunderbar!

Deine Zeilen gefallen mir gut, Sirius, ausgesprochen gut!

Liebe Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
scrabblix
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RE: Vor dem Schlaf

#5 von Sirius , 25.03.2020 00:19

Ich weiß wohl, dass die letzten Zeilen eher verstörend wirken und auch mehrere Lesarten zulassen.
Und ich bin ja ein Verfechter gegen die heile Welt, die wir uns vorgaukeln müssen, um bei Begriffen wie „Wertegemeinschaft“ nicht zu kotzen. So lasse ich auch jedem seine Auslegung und halte sie auch für gerechtfertigt. Schließlich bin ich ja daran schuld.
Die eine Interpretation ist exakt so, wie weegee sie beschreibt. Man könnte noch weiter gehen und deuten, dass das LI Angst hat , aber morgen hat es seine Ruhe (vor was auch immer).

Eine andere Auslegung ist jene, die wohl Lotte gedeutet hat – und die auch mein Anliegen war.
Und für mich war der Begriff „Morgen“ wichtig. Nicht „immer“ oder „ewig“.
Das LI, das das LD beschreibt, weiß um die vielen ungesagten Dinge, weiß um die Liebe des LD.
Und darum ist es sich sicher, dass das LD das LI morgen nicht verlassen wird – und das LI denkt nicht bis übermorgen, bis morgen reicht. Das ist das Vertrauen, dass Lotte ansprach.
Nun ist „bis morgen“ nicht sehr lange, aber es ist anmaßend, weiter denken, hoffen, wünschen oder lieben zu wollen.
Aber ist es nicht etwas Wunderbares, dass man sich heute einer Liebe schon für morgen sicher sein kann?

Ich danke dir herzlich, weegee, auch generell für dein unermüdliches und frisches Kommentieren!

Und ich danke dir, Lotte, für deine zauberhaften Zeilen!

Sirius


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