Bittere Corona-Abrechnung: Friseurin soll Soforthilfe zurückzahlen - und nicht nur sie
Mit Milliarden-Soforthilfen wollte der Staat den wirtschaftlichen Absturz von Kleinbetrieben und Selbstständigen in der Corona-Krise verhindern. Jetzt fordern die Länder viele Empfänger zur Rückzahlung auf, weil sie angeblich die Bedingungen nicht erfüllten. Die Geschäftsleute fühlen sich von der Politik getäuscht. Die Wut wächst.
Die Kölner Friseurin Kirsten Helmbrecht konnte ihr Glück kaum fassen. Weil sie wegen der Corona-Pandemie ihren Salon „Kiki“ wochenlang schließen musste und keine Einnahmen hatte, beantragte sie am 27. März 2020 Corona-Soforthilfe. Noch am selben Tag erhielt sie die Bewilligung, keine zehn Tage später war das Geld auf ihrem Konto, 9000 Euro.
„Ich war natürlich sehr erleichtert, denn mit der staatlichen Unterstützung konnte ich mein Geschäft erstmal über Wasser halten“, sagte die 51-Jährige an diesem Freitag gegenüber FOCUS Online. Wie viele andere Kleinunternehmer, Freiberufler und Solo-Selbständige empfand sie die staatliche Unterstützung als Segen, als eine Art „Geschenk des Himmels“.
Finanzminister Scholz: "Es muss nichts zurückgezahlt werden"
Insgesamt 50 Milliarden Euro Corona-Soforthilfe stellte der Bund krisengebeutelten Unternehmen zur Verfügung und stockte damit die Leistungen der Länder massiv auf. Ein beispielloser finanzieller Kraftakt, mit dem die deutsche Wirtschaft vor dem Absturz bewahrt werden sollte.
Die vollmundigen Erklärungen zum Sinn der Soforthilfen klingen den Betroffenen noch heute in den Ohren. So verkündete Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am 23. März 2020: „Wir geben einen Zuschuss, es geht nicht um einen Kredit. Es muss also nichts zurückgezahlt werden.“ Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach von „direkten Zuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen.“
Es waren solche Sätze, die viele Unternehmer dankbar aufatmen ließen. Zumal den Worten Taten folgten. Hunderttausende stellten einen Antrag auf Soforthilfe und hatten das Geld kurz danach auf ihrem Konto. So wie die Friseurin Kirsten Helmbrecht. „Alles ging schnell und unbürokratisch“, erinnert sie sich. „So, wie es die Politik versprochen hatte.“
Doch die anfängliche Begeisterung ist bei vielen Unternehmern verflogen. Stattdessen machen sich Enttäuschung und Wut breit, die Sorgen vor existenziellen Nöten sind zurück – so wie zu Beginn der Corona-Pandemie.
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