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„Arbeitgeber wetten darauf, dass die Menschen sich nicht wehren"

#1 von Sirius , 21.07.2020 17:39

Spargel- und Erdbeerernte
„Arbeitgeber wetten darauf, dass die Menschen sich nicht wehren"

Zehntausende Saisonarbeiter ernten jedes Jahr in Deutschland Spargel und Erdbeeren. Die Gewerkschafterin Catalina Guia betreut solche Menschen - sie erzählt von Angst und unhaltbaren Zuständen.

SPIEGEL: In diesem Jahr kamen wegen der Coronakrise nur 80.000 statt wie üblich 300.000 Saisonarbeiterinnen und -arbeiter nach Deutschland. Es gab zusätzliche Auflagen für die Betriebe. Wie ist die Lage für Wanderarbeiter in dieser Saison?

Guia: In diesem Jahr kamen die Verstöße gegen Hygieneauflagen hinzu, ansonsten sind die Probleme seit Jahren dieselben: Die Menschen arbeiten zu viel, bis zu 12 oder 13 Stunden pro Tag, auch am Wochenende. Dann die Unterkünfte: Es gab Fälle, in denen Arbeiter zu zehnt in einem heruntergekommenen Zimmer schliefen. Das ist nicht zulässig. Zwei bis maximal vier Personen pro Raum sind jetzt erlaubt, aber viele Betriebe halten sich trotz Corona nicht daran. Ein weiteres Problem ist die Hygiene. Abstand zu halten war oft nicht möglich, weil sich zum Teil 150 Menschen eine Küche, zwei Toiletten und vier Duschen teilen mussten. Bei der Arbeit selbst haben die Menschen berichtet, dass sie keine Masken oder Desinfektionsmittel bekommen haben. Auch in Bussen, die die Arbeiterinnen und Arbeiter auf die Felder gebracht haben, konnte oft kein Abstand gehalten werden.

SPIEGEL: Können die Arbeiter etwas dagegen unternehmen?
Guia: Kaum, denn sie haben ja keine Alternative. Die wenigsten sind gewerkschaftlich organisiert, obwohl es auch Angebote für Saisonarbeiter gibt. Aufbegehrt wird höchstens mal, wenn es um die Löhne geht. Es wird viel im Akkord gearbeitet, also etwa pro Kiste Spargel ein gewisser Betrag bezahlt. Oft führt das dazu, dass im Endeffekt weniger ausbezahlt wird als versprochen, und deutlich unter dem Mindestlohn. Ich habe Fälle erlebt, da haben die Leute drei bis fünf Euro die Stunde verdient.

SPIEGEL: Ist das erlaubt?

Guia: Nein. Akkordarbeit ist erlaubt, aber nicht, wenn damit der Mindestlohn umgangen wird. Die geleisteten Stunden müssen in der Lohnabrechnung stehen, und das ist sehr oft nicht der Fall. Bei der Abrechnung wird auch oft getrickst. Es stehen unzulässige Abzüge darauf, mit dem Ergebnis, dass die Leute weit unter dem Mindestlohn verdienen. Auf einem Betrieb bei Bonn habe ich solche Lohnabrechnungen gesehen: Manche haben 400 Euro für einen Monat bekommen, andere nur 300. Einige hatten ein bisschen Glück und bekamen 800 netto. Etwa 250 Arbeiter wurden um Teile ihres Lohns geprellt. Manche davon haben demonstriert und versuchen jetzt, das Geld einzuklagen.

Weiterlesen:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial...31-0f99998adb64


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Sirius
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