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Johnny Ohneland

#1 von Sirius , 16.09.2020 17:02

Ein Mädchen namens Johnny

Judith Zander erzählt in ihrem zweiten Roman von einer Selbstbefreiung und Selbstfindung durch Sprache.
Die Autorin, Übersetzerin, Lyrikerin Judith Zander wählt für ihren nach „Dinge, die wir heute sagten“ (2010) zweiten Roman „Johnny Ohneland“ eine erzählerisch besonders heikle Form: die fortwährende Anrede eines Du, bei dem es sich offenkundig um die Erzählerin selbst handelt, und das im Präteritum. Über 500 Seiten hält sie ohne Unterlass durch, „du bissest dir die Zunge wund“, „du kapiertest es zuerst wirklich nicht“, aber nach dem ersten Schreck und womöglich Widerwillen entsteht beim Lesen ein starker Sog und ein inniges Verständnis für diese gar nicht so seltene, aber oft verfehlte Wahl. Lange bevor es heißt „Nun guck mal einer an. Du erzählst dir ja doch wieder allerhand“ begreift man, dass hier wirklich ein Ich dem anderen Ich zuruft, wie es damals war, wie alles anfing und dann weiterging.

„Johnny Ohneland“ handelt von Grenzfällen, Metamorphosen, Befreiungen auf verschiedensten Ebenen. Zu sagen, dass sich Johnny zwischen Geschlechterzuschreibungen, zwischen Gesellschaftsschichten, Bildungsniveaus, Ländern und Lebensentwürfen bewegt, ist halbwegs korrekt, aber schal angesichts dieser schmalen, stillen, aber beherzten Figur. Johnny heißt als kleines Kind Joana Wolkenzin, dass sie sich einen neuen Vornamen gibt, heißt nicht, dass sie keine Frau sein will. „Weder Mann noch Junge aber wolltest du jemals sein, warum auch ...“, sagt sich Johnny und die Liedzeile „a girl named Johnny“, die sie bei Patti Smith hört (zu hören glaubt), haut sie um, „die ungeahnte Wortgruppe a girl named Johnny ging dir ins Blut wie Traubenzucker, fühlte sich so richtig an, dass es dich high machte ...“.

Johnny wächst im Norden der DDR auf – Zander wurde 1980 in Anklam geboren –, und wenn sie sich auf einmal „in einem fremden Land“ befindet, heißt das nicht, dass sie umgezogen wäre. Vor allem ist die Wende für das Kind eine Überflüssigkeit im wahrsten Sinne des Wortes: Sie fällt „zusammen mit gebrochenen Gliedmaßen, Krankenhausaufenthalten, Sitzenbleiben, Schulverweisen, Scheidung der Eltern, Stiefvätern mit Tätowierungen oder eigenen Kindern und Beerdigungen von Großeltern in den erschreckenden Erlebnisbereich, in den nur andere gerieten, du bliebst verschont“.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/judit...y-90041185.html


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Sirius
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