Gesellschaft in Coronazeiten
Pandemie zeigt die Grenzen der Demokratie
Die schon bestehende Ungleichheit der gesellschaftlichen Teilhabe werde durch die Corona-Pandemie verstärkt, sagte der Soziologe Stephan Lessenich im Dlf. Dabei gehe es nicht nur um materielle Ungleichheit, sondern auch um Bildungs- und Gesundheitschancen und die Möglichkeit, Demokratie mitzugestalten.
Stephan Lessenich im Gespräch mit Michael Köhler
Wie verschärft die Corona-Pandemie auch die Ungleichheit in der Gesellschaft? Es gibt viele Menschen, die unter den Corona-Auflagen zu leiden haben – einige mehr als andere. So würden die bisher schon bestehenden und lange gewachsenen Ungleichheiten der gesellschaftlichen Teilhabe verstärkt, erklärte Stephan Lessenich. Er ist Professor für politische Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es kämen vielleicht auch neue Ungleichheiten dazu: „Wir kennen die neuartige Rede von systemrelevanten Berufen, Berufsfeldern und Wirtschaftssektoren.“
Dabei gehe es nicht nur um materiale Ungleichheiten wie Einkommen und Vermögen, sondern auch um Bildungs- und Gesundheitschancen – also der Möglichkeit, nicht zu erkranken und wenn man erkrankt ist, diese Erkrankung ohne dauerhafte Schädigung zu überleben. Ungleichheiten seien aber auch symbolischer Art: „Wird man gehört? Wer hat eigentlich in der Gesellschaft die Möglichkeit, seine Bedarfe zu Gehör zu bringen, gesehen zu werden, sich einzubringen, Themen zu setzen? Sich im Sozialraum frei zu bewegen?“
In der aktuellen Situation sei es keineswegs so, dass alle Bürgerinnen und Bürger in dieser Gesellschaft in der bundesdeutschen Demokratie dieselben Chancen hätten, auf die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse Einfluss zu nehmen – also auf die Verhältnisse, unter denen sie selber agieren.
„Es ist klar, dass die oben stehen, die viele Ressourcen haben, Reichtum, Vermögen, Einkommen, hohen Bildungsstand, gute Berufe, große Wohnungen, große Freiheitsspielräume in ihrem Leben genießen, dass die insgesamt auch mehr Möglichkeiten haben, an Demokratie teilzuhaben. Die, die unten stehen, haben das tendenziell weniger.“ Das sei eine erste Grenzziehung innerhalb von Gesellschaften, dass man die Ressourcen haben müsse, um teilzuhaben an der Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
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