WSI-Studie: Einkommensungleichheit Gefahr für die Demokratie
Wie hat sich die Verteilung der Einkommen in Deutschland entwickelt? Was bedeutet das für die Gesellschaft? Antworten gibt der neue „Verteilungsbericht“ des gewerkschaftsnahen Forschungsinstituts WSI.
Düsseldorf - Die Einkommensungleichheit in Deutschland trägt nach Einschätzung des Forschungsinstituts WSI zu einer Entfremdung einzelner Gruppen vom demokratischen System bei. „Wenn sich Menschen gesellschaftlich nicht mehr wertgeschätzt fühlen und das Vertrauen in das politische System verlieren, dann leidet darunter auch die Demokratie“, schreibt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in seinem neuesten „Verteilungsbericht“.
Die WSI-Experten haben in der am Donnerstag vorgestellten Studie untersucht, wie sich die Einkommen in Deutschland verteilen und welche mutmaßlichen Auswirkungen dies hat. Grundlage der Untersuchung sind zwei große, repräsentative Befragungen, die alljährlich vorgenommen werden.
Je nach Einkommen werden die Haushalte eingeteilt. Neben einem großen Bereich mit mittleren Einkommen gibt es arme oder reiche Haushalte. Als arm gilt demnach, wessen Haushaltsnettoeinkommen weniger als 60 Prozent des Einkommensmittelwerts in Deutschland beträgt. Für einen Singlehaushalt liegt die Grenze nach WSI-Angaben bei maximal 1200 Euro im Monat. Als einkommensreich gilt, wer über mehr als das Doppelte des Mittelwerts verfügt.
Der Studie zufolge ist das Vertrauen in die demokratischen Institutionen stark von der Einkommenshöhe abhängig. So gebe es unter Reichen nur wenige, die der Polizei oder dem Rechtssystem nicht vertrauten. Unter den dauerhaft Armen seien es hingegen mehr als 22 Prozent im Fall der Polizei und mehr als ein Drittel im Fall des Rechtssystems. Ein geringes Vertrauen in den Bundestag gaben weniger als 20 Prozent der Reichen an und 30 Prozent der Menschen mit mittleren Einkommen. Bei den dauerhaft Armen waren es allerdings mehr 47 Prozent. „In anderen Worten: Fast die Hälfte der dauerhaft Armen bringt dem Bundestag nur wenig Vertrauen entgegen“, heißt es in der Analyse.
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https://www.fr.de/wirtschaft/wsi-studie-...r-92650807.html
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