Letzte Nacht träumte ich vom Aufwachen. Vielleicht aber träumte ich nur davon, aus Träumen aufzuwachen. Wer weiß? Vermutlich war es sowieso nur psychosomatisch. Ich neige ja zu dazu.

Wie auch immer: Plötzlich befand ich mich auf dem „Plateau der Ignoranz“! Das wurde mir lautstark durch ein Plakat über dem Horizont mit roten Pfeil auf die Fläche verkündet. Ein zweites Schild verwies auf den wolkenverhangenen Haufen in der Mitte und behauptete: „Berg der Erkenntnis“.

Viele Leute taumelten über Platte, wobei sie offenbar Wert darauf legten, einen großen Bogen um das Massiv zu schlagen. Niemand schien daran interessiert zu sein, dieses zu besteigen. Stattdessen fielen sie vor einem abgrundtiefen Loch in der Ödnis auf die Knie. Das Loch hieß (mit Pfeil) „Unbewiesener Glauben und sture Gewissheit“.

Ein schauerliches Miasma umwabberte die Gläubigen, denen daraufhin kein besseres Handeln einfiel, als den Berg der Erkenntnis einzuzäunen.

Ich schlüpfte an einem Schild vorbei (Hier beginnen die Zweifel) durch ein Loch im Zaun. Ich hatte im Rucksack einige Butterbrote, Wasser, und einen Artikel aus Wikipedia dabei, in dem die String-Theorie erklärt wurde (0D in 1D Ausdehnung. Bitte? Wie? Gewiss noch erstaunlicher als meine 2D-Elefanten). Es ging dabei um zehn Raumzeitdimensionen, was letztendlich darauf hinauslief, dass der ganze Quatsch nur auf Anweisungen beruhen würde. Diesen Aufsatz wollte ich zum Gipfel bringen, oder jedenfalls so hoch es geht. Ich fühlte mich recht quantenhaft dabei, verschränkt mit dem ganzen Universum.

Die ersten 20 Höhenmeter wurden von Steinwürfen begleitet, nach 128 wurde mir schlecht. Wie aus dem Nichts tauchten gelbe Klamotten, helfende, heilende Klamotten auf, die mich zu einer schattigen Stelle geleiteten.

„Na? Wollte da wer etwa höher hinaus als er Luft bekommt?“ Die safrangelbe Kutte mit Mensch drin lächelt mich verständnisvoll an. „Was hast Du denn für uns dabei? Bier? Steaks? Makrelen? Schaumküsse?“

„Die Kunde … von 10 Quanten …, Anweisungsdimensionen … und Zeitraum...“, stieß ich luftschnappend hervor. „Ihr wollt Steaks …? Passt das denn … zu Safran?“

„Er redet wirr.“

„Nein … leset und staunet.“

Die Kutte suchte einen Moment lang in den Ärmeln nach Händen, fand diese und nahm das Druckwerk entgegen.

Langsam wieder, fast normal atmend, konnte ich einige Gesprächsfetzen vernehmen: „Aha! Ohohh! Mannomann! Wau! Phfüühh!“ und plötzlich: „Ha! Wie wir doch schon immer wussten: „Alles Illusion!“

Schweigen … dann eine andere Stimme: „Ich dachte, wir hätten uns auf: „Nur ein Traum in einer Perle.“, geeinigt?“

„Ja, in einer Muschel und einem endlosen Zeitozean.“

„Schon, doch das geht nicht mehr, wegen der Raumzeitkurve. Der Ozean würde auslaufen.“

„Hört sich immer noch besser an, als ħ (hoch 0,5) mal G (hoch 0,5) mal c (hoch minus fünf halbe).

„Nö. Ist beides nicht wahr; denn beides hört sich dämlich an, also nix davon ist schön, und Wahrheit muss schön sein.“

„Wer behauptet denn so einen Blödsinn?“

„Ich! Du Gelbflügelmotte!“

„Was? Willst du etwa eine Mordsbeule du Fußpilzinfektion?“

Ich schaltete mich ein: „War schon mal jemand von euch ganz oben?“

Eine leisere Stimme meldet sich, als der Kakophonie die Argumente ausgehen: „Ich habe es versucht. Aber je höher man klettert, umso mehr Gipfel schälen sich aus den Wolken heraus. Und schier bodenlose Schluchten von Aberglauben versperren den Weg. Gerölllawinen aus unbewiesenen Argumenten drohen einen zu verschütten, noch bevor man die erste Frage in den Wind pusten kann. Aber ich fand immerhin die alles verbindende Formel, welche Steuersätze, Defizitkriterien, Geburtenrate, Tempolimit, Klima und Makrelen vereinigt.“

Dann schlief ich ein. Oder träumte nur vom Einschlafen. Oder tat wenigstens so.

Solche Träume hätte ich auch gerne mal. So phantasievoll und kosmisch, so wirklichkeitsverzerrt und trotzdem wird man zum Schluß wieder mit Makrelen geerdet.
Ein Hoch auf deine Phantasie und deine Begabung, Karl-Ludwig. Du weißt jeden zu unterhalten.

Sirius