Simon Urbans Romanheld in „Wie alles begann und wer dabei umkam“ sinnt auf Rache.
Hartmann, der Ich-Erzähler und Held des Buches „Wie alles begann und wer dabei umkam“, ist zum Tod verurteilt. In dem seltsam wohlgemuten Abschiedsschreiben an seinen Verleger, das der Erzähler seinem Manuskript voranstellt, lässt er die Bemerkung fallen, dass er seine Lebensgeschichte eigentlich lieber als einen Schelmenroman erzählt hätte. Dazu aber hat er keine Zeit, denn seine Hinrichtung steht bevor: „Ich bin ein schlechter Mensch, der aufgrund dieser Eigenschaft viel Gutes tun konnte, und wenn es Ihnen gelingen sollte, mich so in Erinnerung zu behalten oder zumindest in diesem Sinne zu vermarkten, wäre ich Ihnen auch über das nahe Ende hinaus dankbar.“ Statt des Schelmenromans liefere er nun eben diese „authentische“, bis auf ein paar Gedächtnisschwächen zuverlässige Biografie.
Das ist natürlich eine schelmische Volte von Simon Urban, dem 1975 in Hagen geborenen eigentlichen Verfasser, der mit „Wie alles begann und wer dabei umkam“ genau das geschrieben hat: nämlich einen ziegelsteindicken Schelmenroman. Wobei mit Schelm nicht unbedingt der bauernschlaue Witzbold gemeint ist. In seiner ursprünglichen Bedeutung, die etymologisch auf das althochdeutsche scelmo für „Aas“ und „Pest“ zurückgeht, trat das Wort Schelm im Hochmittelalter als Ritterbeiname auf: der Todbringer. Später fiel das Edle ab, dann war nur noch der Scharfrichter gemeint. Und von dort war der Weg zum Schimpfwort, das als schwere Beleidigung noch im 17. Jahrhundert den Tatbestand der Verbalinjurie erfüllte, nicht mehr weit. Es ist fast so, als wolle dieses Buch all die gefährlichen und negativen Konnotationen des Schelms wieder in Erinnerung rufen.
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