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Der Schatten über dem Dorf

#1 von Sirius , 19.03.2021 17:04

Eine Katastrophe, die sprachlos macht

Mit «Der Schatten über dem Dorf» schreibt der Schriftsteller seine Tavanasa-Saga fort – und zeigt, wie grosse Literatur auf kleinstem Raum entsteht.
Lindgrün leuchteten die «Goldenen Jahre», firnweiss glitzerte «Der letzte Schnee» auf dem Buchumschlag. Der neue Kurzroman von Arno Camenisch trägt grau. Grau wie ein Schatten, der über dem Dorf liegt, in dem alle Geschichten des Bündner Autors spielen, und er gibt dem neuen, dem zwölften Band seiner Tavanasa-Saga den Titel.


Doppelsinnig ist der Schatten: Er meint das Halbdunkel, in dem der Ort drei Monate im Winter liegt, wenn es die Sonne nicht ins Tal schafft. Und er meint ein Unglück, das sich anderthalb Jahre vor der Geburt des Erzählers ereignete und über das das Dorf nie richtig hinweggekommen ist. Damals haben drei Kinder mit geklautem Benzin ein Feuerchen veranstalten wollen, in einer Hütte oben am Wald, und sind elendiglich verbrannt.

Das ist der Schatten, über den niemand spricht, weil es keine Worte dafür gibt, und diesen Schatten kann keine Sonne verjagen. Es gibt nur das Weitermachen, weil man ja keine Wahl hat. So wie der Grossvater, als sein Holzunternehmen «im Siebenundsiebzig» zusammenkrachte, halt allein weitermachte, Rechen herstellte oder mal einen Stuhl. Stoizismus des Handwerkers.
In den vorangehenden Bänden beschwor Arno Camenisch das, was es mal gab – die Beiz, den Kiosk, den Skilift – und unter die Räder der Moderne, also von Effizienz und Rentabilität, gekommen ist. Er liess liebenswerte Käuze miteinander sprechen, immergleiche Satzbausteine aneinanderreihen, sich gegenseitig vergewissern, dass man wenigstens selbst noch da war.

Weiterlesen:

https://www.tagesanzeiger.ch/eine-katast...ht-962851364246


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Sirius
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