Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

Thomas Kunst „Zandschower Klinken“: Ein Reh fährt Taxi

#1 von Sirius , 22.03.2021 17:51

Thomas Kunst „Zandschower Klinken“: Ein Reh fährt Taxi

„Zandschower Klinken“: Thomas Kunst erzählt eine Aussteigergeschichte aus dem abgehängten Osten, anstrengend und anregend.
Zandschow ist der Ort mit den meisten Hometrainern in Norddeutschland und es ist auch der mit einer Verbindung nach Sansibar. Es ist der Ort, wo Bengt Claasen, der in diesem Roman mal als „ich“, mal in dritter Person auftaucht, gestrandet ist wie ein Schiffbrüchiger. Er hat sich Zandschow nicht ausgesucht, er ließ den Zufall entscheiden: Claasen hatte das Halsband seiner toten Hündin aufs Armaturenbrett seines Autos gelegt und wollte dort anhalten, wo es herunterrutscht.

Die größte Attraktion von Zandschow ist Wolfs Getränkemarkt, im Lauf der Lektüre gelangt man zu dem Eindruck, dies könnte gar der Mittelpunkt der Welt sein. „Zandschower Klinken“ heißt der Roman von Thomas Kunst, mit der Endung -ow im Ortsnamen und dem in der Region nicht so seltenen Wort „Klinken“ auf Mecklenburg-Vorpommern deutend. Kunst ist 1965 in Stralsund geboren, er kennt den Menschenschlag.
Übrigens brauchen Sie, liebe Leserinnen und Leser, den Klappentext nicht zu lesen, wenn Sie wissen wollen, was das für ein Buch ist. Denn das steht da nicht, kann da gar nicht stehen bei diesem wundersamen Gebilde von einem Roman. Zwar erlebt Bengt Claasen ungefähr das dort knapp Beschriebene, aber auf welche Weise Kunst erzählt, ist mit „unbändiger Fantasie und viel Witz“ nur unzureichend angedeutet.

Es ist sogar möglich, dass man manches Mal das Buch verwirrt von sich schieben möchte. Doch hält dann die Kraft der Sprache die Augen fest. Thomas Kunst baut seine Sätze beschwörungsartig auf, mit verstärkenden, teils absurden, teil lustigen Steigerungen. Er erzählt in Kreisen und Schleifen, eben Gesagtes zuweilen repetierend wie in einem Gesang mit unüberschaubarer Strophenzahl, als wollte er, der zuerst Lyriker war und immer noch ist, sich gegen die Gesetze der Prosa wehren. Worin liegt die Verführungskraft? Die Wiederholungen nerven seltener, als dass sie überraschen: Wie unvermittelt sie kommen, wie sie Erzählebenen überschreiten, als wäre dies ein Tanz, der durch mehrere Räume führt.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/thoma...i-90229827.html


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 26.220
Registriert am: 02.11.2015


   

Johann Ludwig Ambühl: „Lied einer Schnitterin“
Der Schatten über dem Dorf

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz