Drei Kilometer"
Ins Dorf kam nur die Angst
Im Herbst 1989 ist Rumänien in Aufruhr, der Diktator stürzt. Im Banat, in dem Nadine Schneiders Debütroman spielt, bemerkt man das nur von fern. Und ist doch mittendrin.
Bis zum September, wenn der Mais geerntet wird, ist Zeit für eine Entscheidung. Misch will gehen, unbedingt. Hans' Bruder ist bereits gegangen, weswegen Hans nicht studieren darf, sondern in einer Fabrik am Band arbeiten muss. Die Tage stehen still da draußen in der Peripherie, einerseits, und andererseits rast drumherum die Zeit, geht die Weltgeschichte ihren Gang, ohne dass sie auf dem Dorf eine größere Wirkung hinterließe.
Drei Kilometer heißt Nadine Schneiders Debütroman; drei Kilometer sind es bis zur Grenze nach Jugoslawien, einmal durch das Maisfeld und dann immer weiter, bis die ersten Häuser kommen. Anna ist die Ich-Erzählerin des Romans, eine junge Frau, schätzungsweise um die 20, die mit ihren Eltern in einem Kaff im rumänischen Banat lebt. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat diese Landschaft in ihrem ersten Buch Niederungen als ein düsteres Gelände beschrieben, geprägt von Niedertracht, moralischer Verwahrlosung, Alkoholismus und Brutalität. Nadine Schneiders Tonlage ist eine andere. Die Repressionen des politischen Systems, der Schatten, den die Ceauşescu-Diktatur bis in den letzten Winkel des Landes wirft, schlagen sich in Drei Kilometer in Randbemerkungen nieder, manchmal auch nur in Blicken oder Gesten.
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https://www.zeit.de/kultur/literatur/201...er-roman-debuet
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