Früher war mehr Zeitung

Lange schlafen. In Ruhe Kaffee trinken. Zeitung lesen... Vorbei ist's mit der Ruhe, es schellt. Zeugen Jehovas! Schellen die eigentlich jeden Tag, oder wissen die, dass ich heute frei habe? Immer, immer erwischen sie mich an meinem freien Tag.

"Guten Tag, Frau Lotte! Wir möchten mit Ihnen über Gott..."
"Der wohnt hier nicht!"
"Wir möchten mit Ihnen über Gottes Wort..."
"Ich mit Ihnen aber nicht!"
"Ja, aber..."
"Kein aber!"

Reicht es eigentlich nicht, dass sie mir Tag für Tag mit ihrem Plakatwägelchen am Bahnhof auflauern, um mir Brechreiz zu verursachen? Leide ich doch seit meiner Kindheit an einer ausgeprägten Missionarsallergie, die ausbrach, als ich einige Tage in der "Obhut" einer Zeugen-Jehovas-Familie verbrachte, ehe mein Vater diesem Spuk ein Ende bereitete.

Tja..., schon haben mich diese beiden Schnarchnasen zurück in die Kindheit katapultiert, da wollte ich heute gar nicht hin.

Nur nicht aufregen, Lotte! Weiter im Text!

Ein Dresdener Journalist, der die letzten eineinhalb Jahre in Südkorea verbracht hatte, beschreibt den Niedergang seiner Heimatstadt. Ein guter Artikel, der mich die Hoffnung hegen lässt, unser Regionalblatt sucht an einstigem, längst verlorenem Niveau anzuknüpfen. – Hätte ich nur nicht umgeblättert...

Nachrichten aus aller Welt:

"Die königliche Hundenärrin"
"Ein Tierpsychologe enthüll: Die Queen serviert ihren Corgis Rinderfilet auf dem Silbertablett und dazu homöopathische Cocktails."

Eine halbe Seite! Mir wird schlecht. Der Kaffee schmeckt nicht mehr. Wie kann ein Journalist über einen derart perversen Schwachsinn schreiben, ohne dass ihm die Tasten aus der Tastatur springen?

Eine weitere viertel Seite füllt ein Zitat ihres Enkels William und der Beinbruch von Prinzessin Alexia.

Dreiviertel Seite Königshaus! Ich schaue nach, nein, ich lese nicht versehentlich "Bild der Frau".

Die ganze Welt ist ein Irrenhaus, und meine Hauspostille will mir die Königshäuser näherbringen. Statt einer Beschwerde, schreibe ich dem zuständigen Redakteur eine liebe E-Mail. Bedanke mich artig, für diese informativen Artikel und bitte ihn höflich, die nächste Wochenendausgabe der königlichen Hundescheiße, samt Bild und Geruchsprobe der hochherrschaftlichen Hundehaufen, zu widmen.

So ein freier Tag ist auch nicht mehr das, was er einmal war...

Tja. Der Konsument hat halt selber schuld. Die Medien erfüllen nur seine Leserwünsche. Bzw. wissen besser als die Leute, was die Leute wirklich wollen. Axel Springer hatte es schon in den 60'er Jahren auf eine Formel gebracht: Wir (Bild) verkaufen keine Informationen, sondern Emotionen. Du hast gelesen, Dich aufgeregt ... - alles so wie es sich gehört.

Hättste machen müssen wie Bodo:

B: Ick hab jesaacht, ick bin Jehova, aba ick hab keene Zeugen, und aussadem muss ick jetz dringend uffs Klo kacken jehn.

Ich sage immer, ich wäre gläubiger Heide und hätte Angst, meinen nihilistischen Gott zu erzürnen.

Tja..., klsa, wenn es die Blöd gewesen wäre, hätte ich mich nur über mich selber aufgeregt, mir solch einen Haufen Scheiße ins Haus geholt zu haben.

Beim nächsten Mal schicke ich den Bodo an die Tür, Babs!

Das Wort 'nihilistisch' hätte ich den beiden wahrscheinlich erst einmal erklären müssen.

Ärgere dich nicht, Lotte, dafür hast du uns einen schönen Beitrag geschrieben.
Und ich hätte gar nicht gewusst, dass die Queenköter homöopathische Cocktails bekommen.

Sirius

Da du ja offenbar ungemein an dem Wohlergehen der königlichen Köter interessiert bist , Sirius, hier der Link, zu dem außerordentlich uninteressanten Beitrag:

http://www.derwesten.de/panorama/die-eng...id11604820.html

Ja, vielen Dank auch für den Link, ich hätte es aber auch so geglaubt.
Nun musste ich auch noch erfahren, dass die armen Hunde gar nichts vom Status ihres Herrchen wissen. Die wissen nicht mal, dass ihr Herrchen größere Ohren hat als sie selbst. Traurig, dass die Queen diese Tierquälerei nötig hat. Die sollten sich irgendwas schämen.

Sirius