Meine Tastatur ist schwarz, mit einst weißen Buchstaben, die man, bei Licht betrachtet, gerade noch so erkennen kann. Blind zu tippen habe ich nicht drauf, also vertippe ich mich ständig, wenn ich langsam vor dem Bildschirm zusammensacke und halb darnieder gestreckt versuche etwas in Worte zu klackern. Ein Hippie-Speziesreflex. Auf gar keinen Fall das Alter und das Kiffen.

Nun bin ich ja nicht nur mit der dunklen Tastatur für meine Sünden gestraft worden, sondern auch mit einer, von mir am Bildschirm angeklemmten Leuchte, die es lustig findet, an und ab aus und an zu gehen. Das schlägt auf die Augen, Laune und Texte. Quod erat demonstrandum.

Es gibt bestimmt hunderte von Anleitungen im Internet, wie man eine Tastatur bedient. Ich hingegen beuge mich etwas und mühsam vor und suche die Nrschtogzimh frt Buchstaveb. A, Emde des Sarzes blicke ich hoch und stelle gest, fsdd es da mpch viel zu teparieren gobt.

Meine Tastatur ist dumm. Sie könnte doch, ähnlich wie bei Suchanfragen, Vorschläge unterbreiten, was ich so meinen könnte. Hmm. Oder auch Humtata. Vielleicht eine Spracherkennungssoftware? Hatte ich nicht mal eine? Vor vielen Jahren?

Nee, ich glaube, damals ging es um das Einscannen von Texten in ein Schreibprogramm.

Und nun kommt der langersehnte Gedankensprung: Warum sind die Leserkommentare unter den Zeitungsartikeln in solch rudimentärem Deutsch geschrieben? Und warum gibt es jemanden, der diese freiwillig liest, so wie mich? Darüber hatte ich mich schon mal ausgelassen: Diese strunzdummen Idioten lassen mich schlau aussehen.

Lesen die ihre Texte nicht nochmal durch, bevor sie sich lächerlich machen? Kann ich daraus eine Wesensart ableiten? Bloß nicht nochmal überprüfen, - könnte sich ja als falsch herausstellen und das würde schmerzen?

Egal. Ich zwinge mich nun zu einem Gedicht:

Sie wissen nicht, was sie tun!
Sie halten Gefühle für Gedanken.
Gemütskrüppel voller Groll! Immun
gegen Logik: Die an Hass Erkrankten

drehen durch und drehn am Rad.
Drehen dran -bis zum Rad ab.
Alle anderen wären Schuld.
leben hoch den Opferkult!

Ich weiß nicht, mit welchem Programm du deine Texte schreibst. Ich bekomme jedenfalls zweifelhaft intelligente Textvorgaben. Ich brauche nur das Wort "die" schreiben und schon wird es ergänzt durch ""dienstag". Der Satz: "Ich lasse dir deine Freiheit" wird automatisch zu: Ich lasse dienstag dir deinen freitag. Auf diese Weise entstehen auch meine Gedichte, die du ruhig mal lesen kannst. Ich muss deine ja auch lesen.
Dein angefügtes Gedicht könnte auch gut solo stehen, es ist toll.

Du schreibst über unsere Wertekultur, dass immer dienstags die anderen schuld haben, nur werden die nicht von dir benannt. Ich habe da einen Tipp für dich: Du kannst mich benennen. ich bin nämlich immer schuld, ganz gleich, wo und wem was passiert. Das ist ein sehr ehrenwerter Job, denn ich werde gleich mehrmals am Tag gebraucht in dieser Funktion. Gerade eben bekam ich die Hucke voll, dass der Himmel so verschissen grau ist.
Ich liebe diesen Job, denn ich bin eine Art Gott. aber man betet leider immer die anderen an.
Wenn du also zu dusselig bist, deine Funzel anständig zum Leuchten zu bringen oder dir eine weiße Tastatur zu kaufen, dann gib einfach mir die Schuld, du wirst dich gleich besser fühlen.
Oder du lässt es und stocherst weiter über die Buchstaben, da kommen manchmal tolle Texte bei raus.

Sirius