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Nicole Krauss:  "Ein Mann sein"

#1 von Sirius , 19.05.2022 16:30

Nicole Krauss:  "Ein Mann sein"

Geradlinig, komplex und auf ganz eigene Art intim: Nicole Krauss' brillanter erster Erzählungsband "Ein Mann sein".

An Katastrophen gewöhnt, die sich jederzeit wieder ereignen können, sind die Figuren dieser Geschichten stets auf das Schlimmste gefasst. Obwohl sie meistens in den Vereinigten Staaten leben, bleiben sie "europäische Juden". Nur selten gibt es einen Ort, der sich wie ein Zuhause anfühlt, aber die Sehnsucht danach ist groß. Ehen scheitern, Familien driften auseinander, die ehemaligen Partner finden das häufig nicht einmal besonders schlimm. Aber oft gibt es eine Person, die schwankend und verstört auf den Bruchlinien zerrütteter Beziehungen zurückbleibt. In "Endzeit" ist es die heranwachsende Tochter. Man überlässt ihr das Haus und teilt ihr noch schnell die Aufgabe zu, den Get, den jüdischen Scheidebrief, beim Rabbi vorbeizubringen, damit alles seine "Ordnung" hat. Während rund um Los Angeles Brände wüten, haben sich die Eltern bereits auf den Weg gemacht. Die Mutter zur Großmutter nach Wien, der Vater, ein Archäologe, zur Megiddo-Ausgrabung ins nördliche Israel.

Was an den zehn Geschichten der amerikanischen Autorin Nicole Krauss vielleicht am meisten verblüfft, ist ihre Geradlinigkeit. Alles geschieht schnurstracks, so als liefen straff gespannte Seile quer durch Zeit und Raum. Ihr Debütroman, "Kommt ein Mann ins Zimmer", war ähnlich erzählt. "Die Geschichte der Liebe" wurde zum Bestseller. In späteren Romanen verstrickte sie sich gelegentlich in verschachtelte Handlungen, die nur mühsam durch ein System aus Geheimnissen und Dingsymbolen zusammengehalten wurden. In "Das große Haus" rumpelte ein alter Schreibtisch durch die weitläufige Geschichte.

Nach vier Romanen, zuletzt der um Kafka-Manuskripte und die Schaffenskrise einer Schriftstellerin kreisende Roman "Waldes Dunkel", legte Nicole Krauss mit "To Be a Man" vor zwei Jahren ihren ersten Geschichtenband vor. "Ein Mann sein", treffend übersetzt von Grete Osterwald, versammelt zehn Erzählungen. Die früheste, "Zukünftige Notstände", erschien bereits 2002 im Magazin Esquire und wurde für "Best American Short Stories" ausgewählt. Alle anderen entstanden zwischen 2012 und 2020. Sieben Geschichten wurden zuvor in Zeitschriften publiziert, die meisten im New Yorker. Darüber hinaus ist die 1974 geborene New Yorkerin auch wegen ihrer gescheiterten Ehe berühmt. Von 2004 bis 2014 waren sie und Jonathan Safran Foer ein jüdisch-amerikanisches Glamour-Paar der jungen Literatur. Die einen sahen in ihnen die Nachfolger von Siri Hustvedt und Paul Auster, andere verglichen sie gar mit Beyoncé und Jay-Z. Selbst der Wert ihres Brooklyner Hauses wurde öffentlich debattiert. Von solch überdrehten Zuschreibungen ist in ihren Geschichten wenig zu spüren. Wohl aber von einer Lust an Projektionen, Spiegelungen, Echos, Symmetrien.

Weiterlesen:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/nicol...-sein-1.5586512


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Sirius
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