1000 Euro mehr im Monat
Heim-Kosten explodieren - Pflege nur noch für Reiche?
Ab September müssen Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden, die Zuschüsse der Pflegekassen für Heimplätze bleiben jedoch unverändert. Das bedeutet, dass die gesetzlich vorgeschriebene Erhöhung der Entlohnung von Pflegekräften bedauerlicherweise auf den Schultern der Patienten und ihrer Angehörigen ausgetragen wird.
Alle wollen alt werden und die Bilder in der Werbung und in Katalogen sehen auch sehr schön aus: Alte Menschen tollen mit ihren Enkeln über den Spielplatz, rüstige Rentner sind lachend auf Reisen, arbeiten beratend in Startups, geben ihr Know-how weiter und auf Youtube Tipps für Sex im Alter und das beste Shampoo für silbergraues Haar. Andere Bilder werden von der Gesellschaft eher verdrängt: die Alten, die im Bett liegen und es nicht schaffen, sich allein zu versorgen, die Einsamen, die Armen, die Kranken, die Dementen. Und wie das so ist mit verdrängten Themen, sie kommen zurück. Auch jetzt. Denn durch explodierende Kosten für Heimplätze drohen immer mehr Pflegebedürftige in die Sozialhilfe abzurutschen. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, geht davon aus, dass die Pflegekosten "am Ende des Jahres um mindestens 15 Prozent gestiegen sein werden".
Für manche ist das zu viel, zumal die Preissteigerungen mitunter noch deutlich höher sind. "Wir überlegen bereits, unseren Vater aus dem Heim zu holen", sagt der Berliner Michael M., nachdem er von der Heimleitung erfahren hat, dass die monatlichen Zahlungen an die Seniorenresidenz ab 1. September in seinem Fall um 1100 Euro ansteigen werden. Der Hintergrund: Ab September müssen Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden, die Zuschüsse der Pflegekassen für Heimplätze bleiben jedoch unverändert. Und so teilte das Heim des Vaters von Michael M. den Bewohnern, die zum großen Teil an Demenz leiden, sowie den Angehörigen per Mail mit, dass die gesetzlich vorgeschriebene Erhöhung der Entlohnung von Pflegekräften bedauerlicherweise bislang zwar weitestgehend unbekannt gewesen, nun aber nicht mehr abzuwenden sei. Und dass sie die Patienten und ihre Angehörigen direkt treffen wird.
Im Gespräch mit ntv.de geht die Heimleitung einer Berliner Seniorenresidenz in Berlin-Wilmersdorf davon aus, dass die Information über die deutliche Preiserhöhung zum 1. September die meisten Betroffenen sehr überrascht und vor große Herausforderungen stellt. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich tun soll", sagt auch die Leiterin einer weiteren Senioren-Einrichtung, "die Erhöhung, die momentan voll auf den Schultern der Bewohner und deren Angehöriger ausgetragen wird, wird dazu führen, dass einige ihre Eltern oder Verwandten aus dem Heim nehmen werden, zu Hause nicht professionell pflegen können oder in andere Unterkünfte bringen wollen". In manchen Fällen werde es wohl so weit kommen, dass einfach nicht gezahlt werde. "Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Zustand in unserem Haus dann tragen könnte."
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https://www.n-tv.de/panorama/Heim-Kosten...le23556508.html
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