„Unfassbarer Preishammer“: Erzeugerpreise in Deutschland steigen im Rekordtempo
Mit einem Plus von 45,8 Prozent sind die Erzeugerpreise im August so stark gestiegen wie noch nie. Ökonomen zeigen sich überrascht: „Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation.“
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im August wegen enorm hoher Öl-, Gas- und Stromkosten überraschend in einer nie da gewesenen Stärke angehoben. Die Erzeugerpreise stiegen um durchschnittlich 45,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
Dies ist der höchste Anstieg seit Beginn der Statistik im Jahr 1949. Damit wurde der erst im Juli erreichte bisherige Rekordwert von 37,2 Prozent weit übertroffen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für August mit einem Rückgang auf 37,1 Prozent gerechnet.
Ökonomen zeigten sich überrascht von den Zahlen. „Ein unfassbarer Preishammer“, kommentierte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch die Entwicklung. „Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben.“ Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation.
Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen führt den Anstieg vor allem auf einen neuerlichen Schub bei den Energiepreisen zurück. Diese legten gegenüber dem Vormonat um über 20 Prozent zu, im Vergleich zu August 2021 sogar um 139 Prozent. Dies lasse für die kommenden Monate noch einmal höhere Werte bei der Inflation erwarten.
Die Bundesbank geht in ihrem aktuellen Monatsbericht davon aus, dass die Inflation in Deutschland „in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrückt“. Das Münchener Ifo-Institut rechnet damit, dass die Teuerungsrate im ersten Vierteljahr 2023 elf Prozent erreichen könnte.
Als Ursache sehen die Experten des Instituts die steigenden Energiepreise. Diese schlagen in der Regel erst schrittweise auf die Inflation durch, weil zum Beispiel die Strom- und Gaspreise für Haushalte erst mit der Zeit angepasst werden. Oft erfolgt dies zum Jahresbeginn. In diesem Jahr könnte es aber bereits im Oktober einen Preisschub geben, wenn die geplante Gasumlage eingeführt werden sollte.
Im August lag die Inflationsrate in Deutschland bei 7,9 Prozent. Für einen weiteren Anstieg der Inflation spricht außerdem, dass diese zuletzt durch den Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket gedämpft wurde. Die Maßnahmen sind nun ausgelaufen. Auch für den gesamten Euro-Raum rechnen viele Ökonomen bald mit zweistelligen Werten.
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