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Nicolas Mathieu: „Connemara“

#1 von Sirius , 02.12.2022 17:03

Nicolas Mathieu: „Connemara“

Nicolas Mathieu erzählt in seinem großen Roman „Connemara“ erneut vom Verrinnen der Zeit und dem sanften oder weniger sanften Verpuffen von Lebensträumen

Da ist diese dumpfe Unzufriedenheit. Fraglos gehört Hélène, eine sich ihres Werts bewusste Frau an der Lebensschwelle des 40. Jahres, zu den Privilegierten in unserer Gesellschaft (dass es sich um die französische handelt, macht keinen großen Unterschied). Architektenhaus, Führungsposition in einer Consultingagentur, Familie wie aus der „Elle“, passabler Lebensgefährte. Zu viel Trott jedoch, Wiederholungen auf eingeschliffenen Gleisen. Der Sex – gewohnheitsmäßig. Und ihr Chef hält Hélène, die einen weiteren Karriereschritt machen will, seit Monaten hin.
In immenser Dichte der Stimmungen und Details entfaltet sich in „Connemara“, dem vierten Roman des französischen Erfolgsautors und Prix-Goncourt-Trägers Nicolas Mathieu, Jahrgang 1978, ein gesellschaftliches Panorama des heutigen Bürgertums in der Provinz – Lothringen, der Heimatregion des Autors – aus der Perspektive seiner eigenen Generation. Die analytische Klarheit des Blicks lässt den studierten Soziologen erkennen. Vor allem aber ist Mathieu ein ausgezeichneter Erzähler, seine Figuren haben einen Zug ins Prototypische, ohne klischeehaft zu wirken.
Hélène hat eine Affäre. Eine veritable Liebe ist das nicht mit Christophe, dem einstigen Jugendschwarm und Star des lokalen Eishockeyclubs, und doch geht es um mehr als nur den fabelhaft aufregenden Sex. Für Hélène ist es ein Akt der Befreiung. Ernstlich „besser“ als ihr Partner Philippe ist Christophe nicht – gescheiterte Ehe, ein wenig glamouröser Job als Reisender für Hundefutter. Er ist schlicht die Projektionsfläche ihrer Sehnsüchte.
Wie es dahin gekommen ist und welche Gefühle die Figuren umtreiben, die widersprüchlichen Kräfte, die in jedem Leben wirken, das schildert Nicolas Mathieu ebenso eindrücklich, wie er ein punktgenaues Bild von der zeitgenössischen Arbeitswelt zeichnet.

Hier ist es eine Welt der Consultants und Experten, lauter kleine Männer mit blauen Anzügen, die in Unternehmen gehen, um mit als unwiderlegbar verkauften Diagnosen das Missverhältnis von Menschen und Zahlen darzulegen und die Beschäftigten zu Untertanen der Effizienzsteigerung zu machen.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/nicol...n-91951039.html


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Sirius
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