Geldverschwendung in der Pandemie
Die Politik nicht einfach davonkommen lassen
Ob Masken oder PCR-Tests: Was die mutmaßlich horrende Geldverschwendung in der Pandemie angeht, scheint eine gewisse „Schwamm drüber“-Mentalität zu herrschen. Wir sollten der Politik hier nicht alles verzeihen, findet der Journalist Markus Grill.
Als vor Kurzem bekannt wurde, dass das Gesundheitsministerium in der Pandemie offenbar Milliarden für überteuerte PCR-Tests ausgegeben hatte – eine Recherche, an der auch ich beteiligt war, sprang dem kritisierten ehemaligen Gesundheitsminister Jens Spahn eine Journalistin zur Seite. Sie beklagte in einem Zeitungskommentar dieses „kleinliche Gemäkel“ und die „Erbsenzählerei“, die man im Nachhinein an Spahns Pandemiepolitik übe.
In ziemlich ähnlichen Worten verteidigt sich auch Spahn selbst. Es sei eben eine unübersichtliche Lage gewesen, man habe schnell handeln müssen und besonders bei der Maskenbeschaffung hätten Wild-West-Zustände geherrscht. Im Übrigen, so der Titel eines Spahn-Buches über die Pandemie, müsse man einander „viel verzeihen“.
Aber ist Kritik an der Pandemiepolitik wirklich unfair, wie Spahn und andere heute glauben machen wollen? Ist man nur hinterher immer schlauer und legt deshalb die falschen Maßstäbe an die damals Verantwortlichen an? Vielen Journalisten hat man während der Pandemie oft vorgeworfen, zu nah an der Regierungspolitik zu sein und zu wenig Kritik daran zu üben. Müssen wir uns umgekehrt jetzt vorwerfen lassen, wir seien unangemessen hart in unserer Kritik?
Tatsächlich gehört zu einer fairen Berichterstattung, dass man sehr genau die Umstände berücksichtigen muss. Ein und dieselbe Maßnahme kann im März 2020 gerechtfertigt gewesen sein, im März 2021 fraglich und im März 2022 unverantwortlich. Schulschließungen gehören zum Beispiel in diese Kategorie. Deutschland hat so lange wie kaum ein anderes europäisches Land die Schulen geschlossen, auch noch im Jahr 2021, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits sehr viel mehr Wissen über die schädlichen Auswirkungen der Schulschließungen bekannt war.
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