Dominik Barta: Tür an Tür
Dominik Bartas Roman über den Kampf gegen Einsamkeit
Ganz leise und zart und doch auch wundervoll zupackend erzählt Dominik Barta von einem Dutzend Menschen, die sich alle verlassen fühlen, aber zugleich, nahezu unmerklich, eine innige Gemeinschaft bilden.
"Ich konnte nicht anderes, als diesen Roman genauso zu schreiben", sagt Dominik Barta. Der noch einigermaßen junge Autor, 1982 in Oberösterreich geboren und inzwischen in Wien zu Hause, hat gerade sein neues Buch "Tür an Tür" vorgelegt, zwei Jahre nach seinem Debüt "Vom Land".
Am Ende kommen sie alle zu einer großen Party zusammen - all die einsam gewordenen Menschen auf der Suche nach einer Berührung, nach einem Lächeln, vielleicht gar nach einem Gefühl, das sie momentweise gemeinsam empfinden können: Kurt, der die erotische Erfüllung sucht und die Liebe gleich mit, sein bester Freund Frederik, der gerade durch eine schlimme Trennungsgeschichte watet, Regina, die Biologin, die um Karriere wie ums kleine bisschen Begehren gleichermaßen ringt, Ferhat, der kurdische Flüchtling aus dem Irak, und Kurts Nachbar Drechsler, den der Krebs langsam dahinrafft. Eine schöne Party, eine traurige Party.
Reginas Boxen waren nicht die besten, aber Ferhat und ich bekamen mit, wovon Drechslers Musikwunsch handelte. "I was born by the river and just like the river, I’ve been running ever since… It’s been too hard livin’, but I’m afraid to die…" Der Refrain, "A change is gonna come," milderte nichts. Ich wusste nicht, wie weit Ferhats Englischkenntnisse reichten. Aber auch er verstand, was neben uns im Gange war. Wir rückten enger zusammen und wagten kaum, zu Drechsler hinüberzusehen. Er sank tiefer und tiefer in den Fauteuil. Er hielt die Augen geschlossen. Er war nicht mehr auf der Party, sondern in Aretha Franklins schmerzhaftem Lied.
Kurt Endlicher, der Ich-Erzähler des Romans, ein junger Deutsch- und Englischlehrer an der Handelsakademischen Abendschule in Wien, hat gerade ein neues Leben begonnen in diesem Frühjahr 2014. Er ist zum ersten Mal in eine eigene Wohnung gezogen, ganz für sich allein, wenn auch Tür an Tür mit Drechsler, dem etwa 60-jährigen Nachbarn, dessen Lebensgewohnheiten sich ihm durch die hellhörigen Wände mehr als überdeutlich mitteilen. Aus anfänglicher Verachtung wird tiefe Sympathie; es ist vielleicht die solidarische Sympathie der gemeinsam Einsamen.
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