Philosophische Kolumne: So kommen Sie undiffamiert in den Frühling!
Schon mit wenigen Merksätzen und schlichtem Zuhausebleiben können Sie wieder einmal sicher sein, nicht unversehens „ein Rechter“ zu werden.
Für alle, die nach „Corona“ auch beim Thema „Ukraine“ zu der „vernünftigen Mehrheit“ (Steinmeier) gehören möchten, um dann – diesmal nicht an plötzlichen und erwarteten Todesfällen im Umfeld, sondern beim Einzug ins verstrahlte Erdloch – zu bemerken, dass vielleicht doch „einige Fehler gemacht“ wurden oder „etwas übertrieben“ worden ist, kurz: für alle Mitläufer, stelle ich hier die aktuelle Rechtmeinungsliste vor.
Mit dieser Liste sind Sie immer auf der sicheren Seite. Die Public Private Partnership gegen Fehlinformation (im Volksmund „Regierungs-GAFA“)* hat sie mit grünem Häkchen als „denksicher“ zertifiziert. Alle Nachrichtenagenturen des Freien Westens haben sie millionenfach verbreitet – und ihre runden Formulierungen werden, etwas mit Lokal- und Milieukolorit versetzt, von zeitknappen Journalisten allerorten dankbar verbreitet.
Sollte sich dennoch ein Fehler, gar eine Lüge eingeschlichen haben, so wird sie durch eben diese allgemeine Verbreitung zur Wahrlüge. Die können Sie dann ebenso sicher äußern wie jede echte Wahrheit (sofern sie keine mühsam etablierte Wahrlüge Lügen straft). Jüngst erfolgreiche Wahrlügen sind etwa „Das schützt vor Ansteckung“ (2021/22) und „Wir haben eine Spekulations… äh Staatsschuldenkrise“ (2008).
Damit es mit der Rechtmeinungstreue im Alltag klappt und staatsmediale Beobachter sie gut erkennen können, ist Umsicht nötig: Achten Sie darauf, dass beim Rechtmeinungsvortrag rechts von Ihnen niemand steht, dass Ihre rechten Taschen zu sind und Ihr rechtes Auge abgedeckt (sonst: Rechtsoffenheit! Merksatz: „Mit dem Rechten sieht man schlechter!“). Bei der „Abgrenzung nach rechts“ denken Sie weiterhin daran, dass aus Sicht eines Qualitätsjournalisten, der Ihr Plakat fotografiert, Ihr rechts links und Ihr links rechts ist.
Fünf Merksätze reichten bei Redaktionsschluss aus, um nicht rechts zu sein: 1. Der russische Diktator will sein altes Reich zurück, das erklärt den Ukraine-Krieg erschöpfend. 2. Panzerlieferung an die nicht verbündete Ukraine ist gelebte Humanität und verkürzt ihren Krieg mit der 28-mal so großen, dreimal bevölkerungsstärkeren und dabei rohstoffreichsten Atommacht der Welt. 3. Wer für Verhandlungen statt Waffenlieferungen demonstriert, verlängert den Krieg und ist ein Feind der Demokratie. 4. Die Sanktionen ruinieren Russland, Europa aber überhaupt fast gar nicht. 5. Sagt Biden: „Wenn russische Truppen in die Ukraine einrücken, dann wird es keine Nord-Stream-2-Pipeline mehr geben. Wir werden sie dann beenden. Ich verspreche Ihnen, wir können das“ – und wird nach besagtem Einmarsch die Pipeline gesprengt, dann meint nur ein „Putin-Troll“, Biden hätte das angeordnet.
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https://www.berliner-zeitung.de/politik-...hling-li.324523
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