Verarmungspolitik
Ampel lässt bitten
Umverteilung in Reinkultur: Mehr als zwei Millionen Menschen in BRD leben von Lebensmittelspenden. Regierung ruht sich auf Ehrenamt aus
Manch einer möchte kotzen – aber der Magen ist leer. Für Hunderttausende kommt hierzulande auf den Teller, was sonst im Müll landet. 384.000 Menschen – rund 58.000 mehr, als ganz Mannheim an Einwohnern zählt – versorgt die Hilfsorganisation Tafel allein in Baden-Württemberg mit gespendeten Lebensmitteln. Die Zahlen stammen vom Verein, veröffentlicht anlässlich des 24. Bundestafeltreffens in der Quadratestadt am Donnerstag. Laut dem Jahresbericht des Dachverbands Tafel Deutschland verteilt der Verbund in der BRD inzwischen an mehr als zwei Millionen Menschen Lebensmittel. Insgesamt rund 265.000 Tonnen im vergangenen Jahr.
Und der Bedarf steigt drastisch. So verzeichne ein Drittel der bundesweiten Anlaufstellen »von Beginn des Krieges in der Ukraine und den Preissteigerungen« bis Juni 2023 einen »deutlichen Zuwachs«, teilte Tafel Deutschland mit. Demnach berichteten mehr als ein Drittel der Tafeln im genannten Zeitraum von bis zu 50 Prozent mehr bedürftigen Menschen, 20 Prozent verzeichneten annähernd doppelt so viele wie vorher, 16 Prozent doppelt so viele und mehr. Der gesteigerte Zulauf erfolgt demnach von Erwerbslosen (34 Prozent) und Rentnern (31 Prozent), aber auch vermehrt von Erwerbstätigen (31 Prozent).
Angesichts seit Jahren sinkender Löhne und explodierender Energie- (knapp 50 Prozent Steigerung) und Lebensmittelpreise (mehr als 20 Prozent) kaum überraschend. Die Tafeln selbst sind dem Ansturm verständlicherweise nicht gewachsen. So gaben beinahe 40 Prozent an, arme Menschen mit einem Aufnahmestopp abweisen zu müssen. 60 Prozent der mehr als 500 befragten Tafeln erklärten, reduzierte Mengen verteilen zu müssen. Viele mussten außerdem zusätzlich oder länger öffnen, die Möglichkeiten zum Abholen von Lebensmitteln verringern. Fast 30 Prozent fertigten Wartelisten an. Der tatsächliche Bedarf dürfte also weit höher liegen als durch die mehr als zwei Millionen »Kunden« sichtbar.
Eine Tafel im thüringischen Kahla lasse Deutsche vor Geflüchteten in die Lebensmittelausgabe, berichtete der MDR am Dienstag. Demnach blieben am Ende des Monats für letztere bisweilen »nur noch ein paar Reste« übrig. Der Bundesverband der Tafel distanzierte sich daraufhin; der Standort in Kahla sei kein Mitglied des Verbunds. »Würde die Politik für armutsfeste Regelsätze sorgen, wären auch die Tafeln nicht überlastet«, sagte Sebastian Bertram von der Initiative Gegen-Hartz.de am Donnerstag zu jW. Durch die Politik der Ampelkoalition entstehe, wie etwa in Kahla, »ein Verteilungskampf, der nicht mehr danach unterscheidet, ob jemand bedürftig ist, sondern woher er kommt«.
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