Kompliment von einer Sekretärin
Es muss so um die Jahrtausendwende gewesen sein und zwar in China. Als Projektmanager (Gasthausbrauerei aus dem Boden stampfen) mit zwei Sekretärinnen, von denen die eine, wie heißt es so schön: „beflissen“, die andere hingegen zickig war. Also teilte ich dieser mit, dass sie nun „Exklusive“ für den Braumeister die Korrespondenz mit den Lieferanten händeln soll.
Meine jedenfalls war verdammt gut. Sie bekam viel in den Griff, war lern- und experimentierfreudig, machte einige „AnfängerÜberschätzenSichGerneFehler“ und redete sich nicht raus, wenn etwas nicht klappte. Ma-Lan war ihr Name: Magnolie.
Der Zickigen brachte ich immer Socken von Buberry mit, - schweineteuer für jemanden, der sich seine Strümpfe von Grabbeltisch Resteposten klaubt, da modische Statements ihm keinen Lustgewinn verschaffen, sondern bloß das Budget für Lustgewinn mindern.
Für Ma-Lan hatte ich 12 Packungen a 5 Täfelchen Vollmilchschokolade dabei. Für ihre Kinder, denn so etwas gab es damals in den Supermärkten genau so wenig wie Milch und Käse.
Zum Eröffnungstermin schenkte ich ihr ein Superzeugnis in drei Sprachen und eine Handtasche, die sie sich selber aussuchen durfte. Vor der Tür drehte sie sich um und eilte zurück in den Laden, vermutlich um das Geld zu sichern, - was soll eine Sekretärin auch schon mit einer Gucci Luxus Imitation anfangen?
Ich dachte nur: Wenn dem so ist, hat sie doch recht, oder? Als sie wieder aus der Boutique kehrte grinste ich fast ein wenig süffisant. Sie lächelte in stiller Komplizenschaft. Warum das alles? Nun, ich konnte ihr doch kein Geld direkt schenken, das wäre gegen was-weiß-ich-denn gewesen.
Bei der Verabschiedung machte sie mir eines der schönsten Komplimente, die ich je bekam: „You are treating women like Humans.“
Ich erzähle das auch nur, weil mir absolut kein Grund einfällt, mein gutes Wesen zu verheimlichen. Übrigens hat sie der Bauherr dann zur „Generalmanagerin“ vom Paulaner-Brauhaus in Yanin berufen, da sie die einzige Person war, die überhaupt etwas Ahnung hatte. Hoffentlich war sie nicht erfolgreicher als ihr Mann. Das würde nämlich auf Gesichtsverlust bei diesem hinauslaufen und so etwas mögen Männer überhaupt nicht. Ich bin da bestimmt auch keine Ausnahme: Wie kann ich eine Chefin tolerieren, wenn ich schon heftigste Probleme mit Chefs habe?
Nein, im Ernst. Mich würde wirklich interessieren, so im Schnelldurchlauf, allen Menschen, denen ich auf dieser absurden Reise begegnet bin, noch mal zu begegnen: „Na, vom Rocker zum Sozialarbeiter? Und du da? Vom Ingenieur zum Junkie? Hut ab. Ach, Harald ist tatsächlich Arzt geworden? Vom Kiffer zum Eigenheimbesitzer im Grüngürtel mit drei Autos?
Mit noch mehr Ernst: Frauen sind genau so dämlich wie Männer, Chinesen ähnlich im Wahn wie Europäer und Amerikaner, und ich bin doof, das aber immerhin exklusiv.
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Diese Erinnerung ist doch rundum gelungen,Karl-Ludwig.
Und doof sind wir alle, ich vorweg. Wenn es da nur nicht jene gäbe, die noch doofer sind.
Mir hat es sehr gefallen!
Sirius
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