Rachel Cusk: Parade
Das Werk "Parade" der britischen Schriftstellerin Rachel Cusk ist geprägt von inhaltlicher Radikalität und brillanten erzählerischen Einfällen. Ein Ausflug in gleich mehrere Künstlerwelten.
von Lisa Kreißler
In frühen Büchern wie "Lebenswerk" untersuchte sie autobiografisch verschwiegene Wahrheiten über das Thema Mutterschaft. In der "Outline"-Trilogie verschwindet ihre Hauptfigur Faye im Zuhören. Fremde Menschen erzählen ihr ihre intimsten Geschichten. Faye selbst ist nichts weiter als ein Katalysator. An dieser Stelle knüpft ihr neuer Roman "Parade" an, der in der englischsprachigen Presse für seine Künstlichkeit verrissen wurde.
Während ihr Mann, der Maler G, durch seine Bilder zu Ruhm gelangt, die, à la Georg Baselitz, auf den Kopf gestellte Menschen zeigen, wird seine Frau in Paris vor einem Café von einer zornigen Frau auf den Kopf geschlagen. Die Erfahrung reiner Gewalt durch eine Geschlechtsgenossin führt sie zu einer wichtigen Erkenntnis.
Wie ich jetzt sah, hatte ich meine weibliche Erfahrung für gewöhnlich einem alternativen oder doppelten Selbst zugeschrieben, dessen Aufgabe es war, sie zu absorbieren und einzuhegen, damit sie in der fortlaufenden Geschichte des Lebens keine Rolle spielte. Einer Stuntfrau gleich nahm dieses Selbst bei der Gestaltung einer fiktiven Person, deren vermeintliche Identitätsgrundlage es war, Gefahren ausgeliefert zu sein, alle Risiken auf sich. Obwohl dieses Selbst keinen Namen und keine eigene Identität hatte, erschuf es die Möglichkeiten der Person ebenso wie ihre Künstlichkeit.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Par...er,cusk100.html
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