Jan Weiler: Munk
Der Schriftsteller Jan Weiler ist ein Garant für kurzweilige Unterhaltung. Seine Liebes-Biografie "Munk" basiert auf Wochenend-Essays, die er im Auftrag der "Neuen Zürcher Zeitung" geschrieben hat.
von Severine Naeve
Munk schreibt eine Liste. 13 Namen stehen darauf, und zwar die aller Frauen, die er glaubt, jemals geliebt zu haben. Ein Heilungsprozess, im wahrsten Sinne. Denn zwei Tage nach seinem 51. Geburtstag hatte der Architekt Peter Munk auf der Rolltreppe eines Kaufhauses einen Herzinfarkt.
Er nahm die Rolltreppe zur dritten Etage, griff sich plötzlich an den Hals, wo es schmerzte, bekam keine Luft mehr, machte sich bewusst, dass er dabei war, recht früh im Leben einen Herzinfarkt zu absolvieren, sank auf die Knie, fiel aber nicht vornüber, weil er nicht mit den Haaren oder Ohren in den Kamm der Treppe gesaugt werden wollte.
So aufgeräumt. So diszipliniert. Umso verwunderlicher ist für ihn dieser Herzinfarkt. Denn Munk ernährt sich gesund, raucht und trinkt nicht, ist sportlich. Und Stress macht er sich höchstens freiwillig und höchstselbst. Schließlich kommt Erfolg nicht von ungefähr.
Munk überlebt seinen Infarkt. Vor seiner Entlassung in die Reha gibt sein Arzt ihm eine Idee mit auf den Weg, warum sein Herz ihm diese Schwierigkeiten bereitet hat:
Manche Leute verpassten die Chance, die ihnen solch eine Erkrankung biete, sagte der Arzt leise und fügte hinzu, dass Munk noch einmal darüber nachdenken solle, ob es nicht eine besondere Tragik gegeben habe (…), etwas, (…) dass er sich sprichwörtlich zu Herzen genommen habe. (…) Munk nickte - und begab sich auf eine lange Suche.
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