Weil du nicht da bist
Weil du nicht da bist, sitze ich und schreibe
All meine Einsamkeit auf das Papier.
Ein Fliederzweig schlägt an die Fensterscheibe.
Die Maiennacht ruft laut. Doch nicht nach mir.
Weil du nicht da bist, ist der Bäume Blühen
Der Rosen Duft vergebliches Bemühen,
Der Nachtigallen Liebesmelodie
Nur in Musik gesetzte Ironie.
Weil du nicht da bist, flücht ich mich ins Dunkel.
Aus fremden Augen starrt die Stadt mich an
Mit grellem Licht und lärmendem Gefunkel,
Dem ich nicht folgen, nicht entgehen kann.
Hier unterm Dach sitz ich beim Lampenschimmer,
Dem Herbst im Herzen, Winter im Gemüt.
November singt in mir sein graues Lied.
„Weil du nicht da bist“, flüstert es im Zimmer.
„Weil du nicht da bist“, rufen Wand und Schränke,
Verstaubte Noten über dem Klavier.
Und wenn ich endlich nicht mehr an dich denke,
Die Dinge um mich reden nur von dir.
Weil du nicht da bist, blättre ich in Briefen,
Und weck vergilbte Träume, die schon schliefen.
Mein Leben, Liebster, ist dir nachgereist.
Weil du nicht da bist, ist mein Herz verwaist.
Mascha Kaleko
Reset the World!
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"Mein Leben, Liebster, ist dir nachgereist"- wie schön und berührend! Auch vieles andere an dem Gedicht! Danke!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Was für sehnsuchtsvolle Verse...
Hier hast du wieder ein Schmuckstück gefunden, Sirius.
Danke!
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