Databroker Files: Wie Datenhändler NATO und US-Militär bloßstellen
Die wichtigsten Stützpunkte von US-Militär und NATO in Deutschland lassen sich durch Handy-Standortdaten ausspähen, offen verkauft durch Datenhändler. Eine gemeinsame Recherche von WIRED, netzpolitik.org und BR zeigt, wie Verantwortliche das Problem seit Jahren nicht in den Griff bekommen.
Im April 2024 nehmen Spezialkräfte der Polizei in Bayern zwei mutmaßliche russische Spione fest. Der Vorwurf: Sie sollen Standorte des US-Militärs ausgespäht haben. Der Hauptverdächtige soll zu Brand- und Sprengstoffanschlägen bereit gewesen sein.
Im Visier der Spione sei auch der NATO-Truppenübungsplatz Grafenwöhr gewesen, wo unter anderem ukrainische Soldaten an Abrams-Panzern trainieren. Mit 22.000 Hektar Fläche ist er der größte Übungsplatz für das US-Militär in Europa. Was in dem abgesperrten Gebiet vor sich geht, dürfte den russischen Präsidenten Wladimir Putin in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine durchaus interessieren.
Um die Aktivitäten in Grafenwöhr zu verfolgen, muss man jedoch keinen Zaun überwinden und auch keine Drohne steigen lassen. Es genügt ein Internetzugang irgendwo auf der Welt. Denn Databroker verkaufen die Standortdaten von Millionen Handys in Deutschland – darunter sind auch Geräte von Menschen, die Zugang zu militärischen Arealen wie Grafenwöhr haben.
Ein Datensatz, der dem Recherche-Team vorliegt, zeigt beispielsweise, wie ein Gerät über viele Stunden auf Range 301 unterwegs ist. Das ist eine Panzerschießbahn auf dem Truppenübungsplatz. Gut möglich also, dass die Daten genau widerspiegeln, wie dort für den Ukraine-Krieg trainiert wird. Insgesamt enthält der Datensatz mehr als 190.000 Standort-Signale aus dem Militärgelände und die Kennungen von 1.257 Geräten, gesammelt über einen Zeitraum von gut zwei Monaten.
Grafenwöhr ist keine Ausnahme. An mindestens 13 besonders sensiblen Standorten von Militär und Geheimdiensten finden sich im Datensatz Hunderttausende Signale von Tausenden Geräten. In den Händen von Terroristen oder feindlichen Geheimdiensten lässt sich mit diesen Daten großer Schaden anrichten, offenbaren sie doch möglicherweise wichtige Details wie Ein- und Ausgänge von Stützpunkten, Sicherheitsroutinen und Dienstpläne des Wachpersonals. Sie könnten etwa verraten, wo und wann potenzielle Eindringlinge auf wenig Gegenwehr treffen.
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https://netzpolitik.org/2024/databroker-...r-blossstellen/
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