Des Deckenventilators träges, monotones sirren,
mischt sich mit harten Türenschlagen, mit fremder Stimmen Streit.
Aus einer Bar - gleich nebenan, hör ich das Leben klirren,
vor meinen offnen Augen flieht die zu schnell vergang'ne Zeit.
Nachtfeuchte Wärme weht durch ein kleines, staubbedecktes Fenster,
sinkt neben mir ins Kissen, in das Bett auf dem ich liege.
Die Nacht wirft ihre Schatten an die Decke - gleich Gespenster
und Neonlicht tanzt einsam an der Wand, mit einer Fliege.
Ein Koffer, der gefüllt mit meinen Träumen auf der Truhe steht,
in einem weit entfernten, doch mir schon fast vertrautem Land,
zeigt stumm wie schnell die Hoffnung auf ein nie erreichtes Ziel vergeht,
was ich auf meiner Reise durch das Leben suchte, doch nie fand...
Eines meiner ersten, ich habe es etwas überarbeitet.
Metrisch wackelt es, an manche Stellen kommt der Lesefluss ins Stocken.
Aber da mir wieder mal nichts neues einfällt, hab ich eben etwas an den alten Versen gebastelt.
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Bei mir kommt kein Lesefluss ins Stocken, wenn ich es laut lese. Es ist nur so ... morbid? ... so fatalistisch? ... so realistisch? So ganz gegen meine unbekümmerte Natur, welche selber kaum noch kann.
Tristesse ist schon ein passender Titel.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Mir hat es sehr gut gefallen, Jonny, und ich bin auch nicht gestolpert. Die Beschreibung der Situation finde ich sehr dicht und schön, die abschließende Wehmut und die Unerfüllbarkeit der sehnsüchtigen Wünsche passt sehr gut.
Sirius
Reset the World!
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Ich danke dir, klsa.
Diese Nacht, sie gab es wirklich...
Und den Titel, den hat mir damals Ann vorgeschlagen - danke Ann!
Freut mich sehr Sirius, ich danke dir.
Einen schönen Sonntag euch!
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Lieber Jonny,
Dieses Gedicht von dir lieb ich besonders..ich würde statt singen sirren schreiben und statt klingen flirren, weil das sirren so treffend den Ventilator beschreibt -
eine formvollendete Darstellung der Tristesse. Um es mir Francois Sagans Worten zu sagen: Bonjour, Tristesse.
Äußerst begeistert
das Frollein
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Ich danke dir liebe Ann, Recht hast du, sirren klingt besser - hab ich übernommen.
Und als Reim hab ich klirren genommen: Musik, Gläser, fröhliche Stimmen...
Ich wünsche dir eine gute Nacht, mein Tag war wieder viel zu kurz.
Liebe Grüße
Jonny
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Klirren find ich klasse - das unterstreicht die Kälte der Szene...
Have good dreams...
Frollein a.
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Ich hab mal dran herumgeschraubt ...
Tristesse
Der Deckenventilator lärmt, bringt kaum die Luft zum Schwingen,
dazu gesellt sich Türenschlag und fremder Stimmen Streit.
Aus einer Bar - gleich nebenan - hör ich das Leben klingen,
vor meinen offnen Augen flieht die schnell vergang'ne Zeit.
Nachtfeuchte Wärme weht durchs kleine, staubbedeckte Fenster,
sinkt neben mir ins Kissen, wie der Wunsch in eine Wiege.
Die Düsternis wirft Schatten an die Decke; schickt Gespenster,
und Neonlicht tanzt einsam an der Wand - mit einer Fliege.
Schlaflose Nächte ziehn den großen Wagen in die Sonne,
schneeweiße Schleierwolken malen ein zerriss'nes Hochzeitskleid.
Ein heißer Wind wühlt in der umgestürzten Regentonne -
als wär er auf der Suche nach dem letzten Tropfen Zärtlichkeit.
Der Wein ist leer. Die Dämmerung wirft Netze in die Ewigkeit ...
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Das ist sehr schön und rund durchkomponiert und hat einen schönen Rhythmus.
Die Stimmung, die das Gedicht transportiert, ist klasse... man kann die Luftfeuchte und die Hitze fast riechen. In meiner Phantasie hockt ein verzweifelter Europäer in einem stickigen Hotelzimmer in Saigon zur Regenzeit, vielleicht noch die Opiumpfeife in der Hand. Daneben der Revolver fürs Russische Roulette. Und der Vietkong naht. Also richtig TRISTESSE. (The Deer Hunter lässt grüßen).
Richtig phänomenal finde ich diese Wortschöpfung:
Zitat von Jonny im Beitrag #8
Ein heißer Wind wühlt in der umgestürzten Regentonne -
als wär er auf der Suche nach dem letzten Tropfen Zärtlichkeit.
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Da sind wunderschöne Metaphern drin, die die Traurigkeit so richtig spüren lassen.
Und in all der Sehnsucht und der Melancholie sitzt mittendrin der Jonny.
Aber beeindruckend ist, dass du dieses Gefühl der Tristesse immer wieder so genial rüberbringen kannst.
Sirius
Reset the World!
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Hallo Jörn,
Ganz herzlichen Dank erstmal. es ist kein neues Gedicht, ich habe es lediglich etwas überarbeitet.
Deine Phantasie hat den richtigen Riecher.
Das stickige Hotelzimmer gab es wirklich.
Auch das laute Geschrei auf den Fluren des Stundenhotels, in allen erdenklichen Sprachen.
Wenn ich mich jetzt zurücklehne, sehe ich nur die Umrisse einer Zeit, die nie wieder die meine sein wird.
Aber das hat einen anderen Grund.
Hab einen schönen Abend!
Jonny
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Es war ein älteres Gedicht, ich fand es nur nicht mehr, deshalb habe ich es noch einmal eingestellt.
Hab lieben Dank für deine herzlichen, immer treffenden Kommentare.
Liebe Grüße
Jonny
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Sirius, hab Dank, du unermüdlicher Kommentator und Seele dieses Forums!
Alles Gute Dir!
Liebe Grüße
Jonny
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