Gefällt mir auch, dein Weihnachtsmarkt. Vielleicht sieht man sich mal.
Sirius
Reset the World!
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Groß-Stadt-Weihnachten
Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.
Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalch glase.
Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.
Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
"Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!"
Und frohgelaunt spricht er vom 'Weihnachtswetter',
mag es nun regnen oder mag es schnein.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.
So trifft denn nur auf eitel Gück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden ...
"Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug."
Kurt Tucholsky (1890-1935)
Reset the World!
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weihnacht will es werden
weihnacht will es werden
acht schritte noch zu gehen
frieden sollt auf erden
dann über allem stehen
frieden für die satten
die stolze panzer bauen
und mit dem aalglatten
aug aufs elend schauen
frieden für die pfaffen
die nach dem spiel mit knaben
clubzigarren paffen
und sich am messwein laben
frieden für all jene
die land und leut betrügen
und ob ihrer gene
die wahrheiten erlügen
weihnacht will es werden
acht schritte noch zu gehen
der mensch sollte auf erden
auf seiner seite stehen
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Lotte, in deinem letzten Vers hast du einen Wunsch versteckt, den man nicht bei Amazon bestellen kann.
Einen Wunsch, der einer Hoffnung gleicht...
Sehr schöne Gedichte hast du hier versteckt!
Jonny
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Nun zählt man wieder Kerzen in den Kränzen,
der Glühwein wärmt den vollgestopften Magen,
man plaudert von den schlechten, von den guten Tagen
und von dem Schutz der heimatlichen Grenzen
vor denen Menschen hilflos ihre Arme spreizen -
in einem Himmel, aus dem keine Raketen fallen -
doch eben dieser Himmel, gehört er nicht allen?
Und müssen starke Länder mit ihren Mitteln geizen?
Wären wir auf der Schattenseite dieser Welt geboren,
so ständen wir vor fremden Grenzen, hoffnungslos verloren...
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Ich komm jetzt gar nicht mehr mit mit euren schönen Gedichten.
Lotte und Jonny, ich danke euch herzlich dafür!
Sirius
Reset the World!
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So, ist's, Jonny!
es ficht
den christen nicht
geht in die messe
betet fromm
dass all das elend
nicht zu ihm komm
Lieben Dank, Jungs!
Der letzte Schritt in die Selbstständigkeit
Noch wärmt die Gosse fahlen Firn,
Der Schnee bleibt Schnee kaum bis zur Stirn,
Blau stapft ein Mann durchs Laub und niest die Stille taub.
So krank, hätt´ er beinah vergessen,
Dass er pro Jahr die Christmastmessen
Aus seinem Sack zu füttern hat. Er ist schon satt.
Und hat es satt, von Mittelmeer bis Kattegat
Mit Ruten & Rosinen der alten Mähr zu dienen.
Man sieht ihn in die Gosse sinken, um auf den Plan zu trinken.
hilfsmueller
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Es war einmal ein Weihnachtsmann,
der hatte keine Handschuh an.
Da traf er einen Nikolaus,
und zog dem seine Handschuh aus.
Der Niklaus nun, der arme Wicht,
der hatte keine Handschuh nicht.
Da froren ihm die Dinger ein,
gemeint sind seine Fingerlein.
Und weinend lief er, und zu Recht,
zu Onkel Ruprecht,seinem Knecht.
"Du Ruprecht, meine Hände frieren,
ich kann kaum mehr urinieren."
"Warum host kei' Handschuh an?"
"Die klaute mir der Weihnachtsmann!"
"Der Weihnachtsmann, das dicke Schwein,
bescherrt dir diese Höllenpein?
Für diese Sache wird er büßen,
wir werden ihm das Fest versüßen!"
"Ich habe auch schon einen Plan,
wir sägen seinen Schlitten ahn!"
Und die beiden, ritsche, ratsche,
liegen in der kalten Matsche,
und beginnen sehr verwegen
Schlittenbeine anzusägen,
während er (der Weihnachtsmann,
tut, was er am besten kann,
nähmlich seinen Beutel leeren,
und naive Kids bescheren.
Plötzlich kommt er welche Tücke,
früher als geplant zurücke,
während beide sehr verschwiegen
noch unter dem Schlitten liegen.
Und schon sitz er heidewitz,
auf des Schlittens weichem Sitz,
der leise knarrt und dann ganz schlicht,
unter ihm zusammen bricht.
Grauer Matsch verfärbt sich rot,
Nikolaus ist sofort tot.
Ruprecht stirbt 'ne Stunde später,
in 'nem Arm vom Sanitäter.
Und was lernen wir daraus:
Wer andern eine Gräbe grubt,
sich selber in die Hose pupt.
Johann König
https://www.youtube.com/watch?v=4fjwRl9cUTg
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Altes neu von Ruthe:
https://www.youtube.com/watch?v=aeesrG6bshg
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Weihnachtsabend 1852
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Marktes Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich erschrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kindergesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn Unterlaß;
Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? - War's Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfaßte mich die Angst im Herzen so,
Als säß mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie' nach Brot, indessen ich entfloh.
Theodor Storm
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Schon liegt sie hinter uns, die Weihnachtszeit, ich hatte das Glück, schöne Tage mit lieben Menschen verbringen zu dürfen und hoffe für euch, dass ihr das auch von euch sagen könnt. Zum Vanillekipferl-Abgesang noch eine kleine Gedichtegeschichte:
Der Pfefferkuchenmann
Es war einmal ein Pfefferkuchenmann,
von Wuchse, groß und mächtig,
und was seinen innern Wert betraf,
so sagte der Bäcker: „Prächtig“.
Auf dieses glänzende Zeugnis hin
erstand ihn der Onkel Heller
und stellte ihn seinem Patenkind,
dem Fritz, auf den Weihnachtsteller.
Doch kaum war mit dem Pfefferkuchenmann
der Fritz ins Gespräch gekommen,
da hatte er schon – aus Höflichkeit –
die Mütze ihm abgenommen.
Als schlafen ging der Pfefferkuchenmann,
da bog er sich krumm vor Schmerze:
an der linken Seite fehlte fast ganz
sein stolzes Rosinenherze!
Als Fritz tags drauf den Pfefferkuchenmann,
besuchte, ganz früh und alleine,
da fehlten, o Schreck, dem armen Kerl
ein Arm schon und beide Beine!
Und wo einst saß am Pfefferkuchenmann
die mächtige Habichtsnase,
da war ein Loch! Und er weinte still
eine bräunliche Sirupblase.
Von nun an nahm der Pfefferkuchenmann
ein reißendes, schreckliches Ende:
Das letzte Stückchen kam schließlich durch Tausch
in Schwester Margeretchens Hände.
Die kochte als sorgfältige Hausfrau draus
für ihre hungrige Puppe
auf ihrem neuen Spiritusherd
eine kräftige, leckere Suppe.
Und das geschah dem Pfefferkuchenmann,
den einst so viele bewundert
in seiner Schönheit bei Bäcker Schmidt,
im Jahre neunzehnhundert.
Paul Richter
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Nur niedlich geht aber auch nicht zum Abgesang...
abgefeiert
adventskranzkerzen abgebrannt
einsam sammelt sich flaschenpfand
kinder sind kaum mehr zu sehen
wie ist die zeit davongerannt
die neue überzieht das land
alte sollten langsam gehen
der schnee von gestern ist verbrannt
der papst hob segnend seine hand
wird morgen in der zeitung stehen
scrabblix
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