Dankeschön, Leo!

Der Mördermarder

von Robert Gernhardt

Der Mardermörder hockt vorm Bau,
der Marder ist vor Angst ganz blau.

Er weiß, daß ihm vor seinem Tod
die Qual der Mardermarter droht,

wenn er nicht kurzentschlossen handelt,
sich kühn zum Martermarder wandelt

und marternd dem entgegenspringt,
der mordend in sein Reich eindringt.

Gedacht, getan, er hüpft ans Licht,
der Mardermörder sieht das nicht,

da der sich, scheinbar unbemerkt,
grad für die Mardermarter stärkt.

Der Martermarder zählt bis vier,
der Mardermörder trinkt ein Bier.

Der Mardermörder beißt ins Brot,
der Mördermarder beißt ihn tot.

Zwei Kühe

Ein Kleinbauer hat zwei junge Kühe,
die er hegt und pflegt mit aller Mühe,
seinem Nachbarn verrät er beim Weiden:
„Ich kann diese Zwei nicht unterscheiden!“

Die Antwort lässt nicht lang auf sich warten,
der Nachbar meint: „Ich kann Dir nur raten,
wenn die Kühe still stehen und fressen,
musst Du einfach ihre Länge messen!“ 

Abends befolgt der Kleinbauer den Rat,
und schreitet mit einem Maßband zur Tat,
den Nachbarn trifft er am nächsten Tage,
der stellt neugierig sofort die Frage:

„Weißt Du jetzt wie lang Deine Kühe sind?“
„Na klar, das Vermessen ging echt geschwind,
zwölf Zentimeter sind es nur, ich staune,
die, die Weiße länger ist - als die Braune!“

Horst Rehmann

Michael Bauer

weine zu schweiss


die dunkle nacht durchwacht

mit blicken hell durchdrungen

floss wort um wort aus lippen


quoll zu reissenstrom ins still

riss uns samt traum zu denken

sturzbach aus kissen zu kuss


wir testen tapsen tasten

hand in hand und backen

bohrten suchten fanden


wir lachten weine zu schweiss

unhemmfeucht glitschend

in haut und haar und dort


wir wachen und wie

wer spricht von schlaf

trink liebe trink lieber von mir

Zitat von Sirius

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Björn Lindt

Florale Hypochondrie

Schmerzt sie noch ihr Löwenzahn,
der schon seit der Herbstzeit lose?
Sprießt auf ihrem Fuß der Hahn?
Leiden sie an Gürtelrose?

Ist ihr Daumen immer grün?
Blähn sie wie ein Buschwind, Röschen?
Ihnen will oft Unheil blühn?
Sind sie schüchtern wie'n Mimöschen?

Wächst in ihren Lungen Kraut?
Reifen schon die Fingerbeeren?
Ist's ein Veilchen, das da blaut?
Will sich Schuppenflechte mehren?

Finden ihre Augen Trost,
wenn sie lang ins Wasser linsen?
Ist die Leber gar vermoost?
Sprechen sie gern Wahrheitsbinsen?

Haben sie oft Fieberklee,
oder etwa Nesselfieber?
Tun die Frauenschuhe weh?
Treu sind Männer ihnen lieber?

Neigen sie zu Bärenklau?
Sind sie gar ein Lippenblütler?
Schwitzen sie denn Sonnentau,
oder sind sie Sonnenhütler?

Wächst bei ihnen Frauenhaar?
Wolfsmilch strömt aus ihren Zitzen?
Röschen, sie sind höchst agrar,
selbst noch in den Berberitzen!

Hier mein Rat als Spezialist:
Gönnen sie sich mal ein Päuschen!
Helfen kann ein Deflorist.
Klarer Fall von: "Was am Sträußchen"!

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Eine ganz schöne Fleißarbeit und sehr unterhaltsam.

Veganer Tierschutz, aufgepasst!

Uhus, Störche, Wiedehöpfe
kommen mir nicht in die Töpfe!

Spinnen, Kakerlaken, Zecken
sollen niemanden mehr schmecken!

Tintenfisch und Mantarochen
sollst du ehren und nicht kochen!

Orang-Utans und Primaten
darfst du streicheln, niemals braten!

Siehst du eine Taube trudeln:
Lass sie leben! Komm! Iss Nudeln!

Wiglaf Droste

Kondolation mit Herz

Einem Herrn von fünfundneunzig Jahren
kondolierte Prosa zum Verluste
seiner treuen Ehefrau Auguste,
denn sie wurde tödlich überfahren.

Prosa sprach, es sei zwar zu bedauern,
dass die Gattin, die er sehr verehre,
leidgeprüft den Jordan überquere,
doch das sei kein Grund, verzagt zu trauern.

Tröstlich sei gewiss bei der Affäre,
dass die zweifellos schon etwas lahme
und dazu noch hochbetagte Dame
ohnehin sehr bald verstorben wäre.

Auch ein dümmliches Geschwätz verbindet,
wenn es seinen Weg zum Herzen findet.

Günter Nehm

Johannes Friedrich Riederer

Die eheliche Pflicht

Als einst ein Herr ein junges Mädchen freite
und ihm sein schwacher Leib nichts Gutes prophezeite,
sprach er zu ihr: Mein Kind, Sie wird sich ja bequemen,
und wird die Ehepflicht quartalsweis von mir nehmen?
Ihr Wiederfragen war, da sie sich kaum bedacht;
Allein wie viel Quartal gibt’s denn in einer Nacht?

Händyzeit

Jeder säät bestemmt: "Iech kenn die,
Diese Leute met daam Händy,
Die emmer zo derwescha sein,
Aach, wenn se nee Derhääme sein !"

's klingelt datte, 's klingelt doo,
On womeegliech a oam Klo.
Jeder nemmt siech dooderbei,
Ieberoal zom Loarban frei.

Klingelts decht oam Hendervärttel,
Räßt a's Kastla flugs vum Gärttel.
Quetschts oa sei Ohrwaschala
On macht a wechtjes Loarbala.

Klingels wu, dann ies doas wechtiech
On ma Häärt ock: "Rechtiech ! Rechtiech !
Iech stieh emmer noch verm Hause,
Komm glei nuff, ei äänem Sause.

Hoa a Mill blooß noa geträän,
Kunnt dersch asu schnell nee sään.
Freiliech ! Freiliech ies doas Schoade,
Denn Du woarscht ju nooch eim Boade !"

On es klengt a Beßla buustiech:
"Nä, iech gieh der nee verlustiech !!
Derlangst miech off der ganza Welt,
Blooß da delle Quoatsch koast Geld !"

Oach, da Mensch da tutt mer Läd,
Wenn sei Funkgerät versäät !
Daam koans Laaba nischt nee bieta,
Ies vu der Welt schier oabgeschnieta.

Fiehlt siech ganz total verloon,
- Nee derzwescha, - 's ies a Hohn. -
On es Laaba werd zor Loast,
Bes a merkt. - Doch nischt verpoast ! -

Erhard Gertler, 04/2000

Bruder Fuchs 

Strolcht nachts der Mops im Dosenwald
und rotten sich Motten in Meuten
in Schleiern von uralten Bräuten,
dann wechselt er gern die Gestalt. 
Dann wird der Mops im Dosenwald
zum Fuchs, der sich flugs juxend wandelt
und stracks mit der Dächsin anbandelt
und schließlich sich in den Dachs verknallt. 
Auf einmal wird es ganz warm im Tann,
die knallfarbenen Buntspechte singen und dann
naht der völlig humorlose Jägersmann. 
Da ändert der Fuchs wieder seine Gestalt
und flieht als ein Mops aus dem Dosenwald.
Nur der Dachs steht ganz starr und wird abgeknallt. 

Unernst Kandl

sonett III

von Karl Riha

so weit so gut so zart so nett
so viel so kurz so stein so brett
so voll so leer so schwarz so breit
so still so klar so fluß so zeit

so rat so tat so weiß so heiß
so hart so spitz so preiß so fleiß
so spiel so ball so ziel so grell
so kopf so zahl so sinn so hell

so fort so dann so bald so schall
so hieb so stich so spalt so prall
so zier so starr so form so streng

so blut so blitz so ritz so knall
so hall so bild so fuß so fall
so reim so leim so kunst so eng

ExperimenTier

Alles tier ist
experimentier
wenn in becherlupen
regennasse biomassen kellerasseln
wenn in kellerfeuchten unterm stein
auf asselstrassen lupenaugen
in den faulen feuchten leuchten
sammle was da west,
all den befall es ist egal
ob hinterm bett ob unterm brett
den ganzen abfall unterm stein
stopf rein oh kind
in lupenbechern sammle ein,
würmlein, schnecklein käflein,
ganz egal tus rein und deckel
auf den becher,
in das ding tus rein
unter brennglasaugen
groß wie becherlupenlöcher
denn oh kind,
auch im tierbehälter
waltet das naturgesetz,
die bösnatur der lupenbecherweltenkuppel
würmlein käflein ässlein
frass und fressen – jagd und jäger,
ach so bald rührt sich nix mehr,
kind.
unter biolupen tier
alles ist experimentier
auch ich. Ein chemiker.
Das sind die bösen, die befall mit allen mitteln lösen.

Martina Kieninger

Du Insel

Du Insel voller Schmetterlinge 
und vieler anderer netter Dinge, 
die zur Gestaltung schöner Stunden 
erfunden. 

Du Insel mit den weißen Stränden, 
wo Männer unter heißen Händen, 
wenn Frauen sie verwöhnen, 
stöhnen. 

Du Insel unter klarer Sonne, 
wo Mona, die mit wahrer Wonne 
die Kleidung abstreift, die sie drückt, 
sich bückt. 

Du Insel ohne Sittenstrenge, 
wo ich an Monas Titten hänge 
und Mona gut gefüllt 
brüllt.

© Andreas Kley

Arne Arotnow (geb. 1968)

Jahreszeiten

Wohlig wärmen Winterherde.
Wieder wackeln Weihnachtsglocken.
Wallend wirbeln Wolkenflocken -
weißlich werde Wiesenerde!

Fruchtbar färben Frühlingsregen.
Falter fluten Frühjahrslüfte.
Frohmut feiert Freudendüfte.
Freude, Freude, Florasegen!

Strahlend schön sind Sommertage.
Seelen spüren Siedehitze.
Schwitzend strotzen Sonnenblitze.
Schmerzlich surrt stets Stecherplage.

Heftig heulen Herbstunwetter.
Herzen hassen Himmelstrauer.
Häufig harren Hadesschauer.
Herren hacken Heizungsbretter.

Wir buddeln!

Wir buddeln in den Straßen,
Wir buddeln früh und spat,
Wir buddeln wegen Asphalt,
Wir buddeln wegen Draht.

Wir buddeln wegen Röhren,
Wie wir es stes getan,
Wir buddeln wegen Kabel
Und Unterpflasterbahn.

Wir buddeln, weil das Gleise
Hier um die Ecke geht,
Wir budeln wegen Hochbahn
Und Elektrizität.

Wir buddeln, weil die Bäume
Uns hier im Wege stehn,
Wir buddeln, dass die Wasser
Durch neue Röhren gehen.

Wir buddeln, buddeln tätig,
Und ist mal irgendwo
Das Buddeln gar nicht nötig,
Dann buddeln wir bloß so.

Alexander Moszkowski

Kurze Gedenktafel

Peter Heinisch

Hier lebte & leibte
leste & schreibte
aß & trank
saß & sang
liebte & lachte
weinte & dachte
bei Tag & bei Nachte
einige kurze
Jahre lang
& dann nimmermehr
der