o.T.
hausfrauenharmoniegeträumte
blaugardinenkerzenarrangements
rings apfelherzsternleuchtendes
gedämpft
kinderstimmenfetzenflüchtiges
geraun
schulkriegsschauplatzeselohrenheftgeflattertische
bezeugen plastikpuppentote augenregale
alltäglichvergebensstaubverschiebliche unordnung
wohnzimmergarniturenfarbpassende wandkunst
verlorener südseehäuschen in verlorener landschaft
verlogenverlogende dekomalerei
verloren auch
sie selbst
messer
in küchenschubläden
Renate Schmalstieg
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Beim Arzt
Wenn die süßen Sahnen wehen,
wenn die Hefen zweimal gehen,
wenn die Apfelkuchenfahnen
flattern in den Riechorganen,
wenn die Messgeräte messen,
weil die Zuckerspiegel stressen,
wenn Vanillewolken ziehn,
ziehe ich das Insulin.
Subkutan, Herr Doktor, geht es,
mit dem doofen Diabetes.
Fritz Eckenga
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Wir schlucken
Wir schlucken
Solange wir schlucken können
Jeden Scheiß
Der Anderen
Inklusive unserem Eigenen
Wir schmeißen alles
Durcheinander
Bis wir nicht mehr
Wir selbst sind
Falls wir es jemals waren
Wir spucken
Aus allen Löchern
Die Welt voll
Mit unseren fadenscheinigen
Weisheiten
Mit Müll
Und alles ist gut und schlecht
Ganz wie es sein soll
Wie zuckende Schwänze
Die sich gedankenlos ergießen
Bonanza MARGOT
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Geständnis
Ich hab ein großes Gefühl für dich.
Wenn ich an dich denke,
gibt es mir einen Schlag.
Wenn ich dich höre,
gibt es mir einen Stoß.
Wenn ich dich sehe,
gibt es mir einen Stich:
Ich hab ein großes Gefühl für dich.
Soll ich es dir vorbeibringen,
oder willst du es abholen?
Robert Gernhardt
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Wohnungsauflösung
geräumte Zimmer
Pappkartons
die Küchenschränke offen
der Balkon ausgefegt
noch eine Kittelschürze schaukelt
weiß der Märzwind
stülpt die Taschen
und wirbelt Kinderkummelwirbel
Witwenschnee
entaltet sanft
ein Spitzentaschentuch
mit Rosen bedacht
ein Wolkenvogel singt
guten Abend
gute Nacht.
Monika Karst
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Beim Arzt
Wenn die süßen Sahnen wehen,
wenn die Hefen zweimal gehen,
wenn die Apfelkuchenfahnen
flattern in den Riechorganen,
wenn die Messgeräte messen,
weil die Zuckerspiegel stressen,
wenn Vanillewolken ziehn,
ziehe ich das Insulin.
Subkutan, Herr Doktor, geht es,
mit dem doofen Diabetes.
Fritz Eckenga
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Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe,
wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe,
flicken zerrissene Pantalons aus;
kochen dem Manne die kräftigen Suppen,
putzen den Kindern die niedlichen Puppen,
halten mit mäßigem Wochengeld Haus.
Doch der Mann, der tölpelhafte,
findt am Zarten nicht Geschmack.
Zum gegornen Gerstensafte
raucht er immerfort Tabak;
brummt wie Bären an der Kette,
knufft die Kinder spat und fruh,
und dem Weibchen nachts im Bette
kehrt er gleich den Rücken zu usw.
August Wilhem Schlegel
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„Liebchen komm...“
(Aussteiger 1845)
Liebchen komm – vor dieser Zeit, der schweren,
Birg mit mir dich in den Kordillieren;
Von Konflikt und Militärpflicht frei
Arme hoch, die Brust in Paraguay.
Alte Welt – Berlin, Paris, addio!
Riesenwelt von Santa Fe und Rio,
Welt von Mazatlan und Veracruz,
Gib uns du vor Krach und Pleite Schutz!
Weg die Klänge Don Juans und Zampas!
Hufgestampfe lockt uns in die Pampas,
Wo das Rindvieh, chemisch maltraitiert,
sich zum Fleischextrakte kondensiert.
Liebchen komm! den heimatlichen Bettel
Werfen wir vom Popocatepetel,
Und dem Kreischen nur des Kakadu
Hören wir vom Titikaka zu.
Anonym
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Danke für die kleinen Amüsierhäppchen, lieber Sirius!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Der Kuss
Ich war bei Chloen ganz allein,
Und küssen wollt ich sie:
Jedoch sie sprach, sie würde schrei´n,
Es sei vergebne Müh.
Ich wagt es doch, und küsste sie,
Trotz ihrer Gegenwehr.
Und schrie sie nicht? Jawohl, sie schrie;
Doch lange hinterher, ja, doch! Lange hinterher.
Christian Felix Weisse
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Und bist du erst mein ehlich Weib,
Dann bist du zu beneiden,
Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
In lauter Pläsier und Freuden.
Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
Ich wird es geduldig leiden:
Doch wenn du meine Verse nicht lobst,
lass ich mich von dir scheiden.
Heinrich Heine
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