Mein Hund fährt gern mit mir im Zug.
Vom Reisen kriegt er nicht genug,
Und ist auch auf der Bahnsteigkante
Der allerbeste Hund im Lande.
Kaum sitzt er in der Eisenbahn,
Da fängt er gleich zu Beissen an.
Er beisst sich so – ganz ohne Eile –
Durch alle Eisenbahn-Abteile.
(Er hat am Ende jeder Fahrt
Nicht mal den Schaffner ausgespart).
Gertrud Pauly
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In
einem Garten, unter alten Bäumen,
auf
dunkeler...Moosbank...Hand in Hand,
sinnend, zwiesam,
schweigend,
erwarten wir...die Frühlingsnacht.
Noch
glänzt kein Stern.
Die Büsche...verdämmern.
Plötzlich, aus einem
Fenster,
leise...getragen...schwellend,
die
tiefen...reinen, perlend...feinen,
steigend
ringenden, sehnend schwingenden, selig singenden,
flutenden, glutenden,
goldglitzernden,
silbersanften, silberlichten, silbersüßen
Schmelz-
Töne einer Geige.
Der
Goldregen blinkt; der Weißflieder
duftet;
in
unseren Herzen,
traumhold, traumrot, traumgroß,
uns
befriedend, uns berückend, uns bezaubernd, uns beglückend,
uns
glanzschauerdurchrieselnd,
geht
der Mond auf!
Arno Holz . 1863 - 1929
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Ohne Titel
Es ist nach zwölf.
ich bin alleine.
Dort hinten fährt ein Zug.
Das Haustor gähnt –
Ich bin nicht Deine Kleine.
Es riecht nach Frühling,
und ich habe so genug!
Die Schienen führen über eine Brücke.
War da nicht eben ein Gesicht?
Ich sehe einen Fremden –
hier ist eine Lücke –
Ich habe was vergessen
doch was weiß ich nicht.
Der Vogel singt jetzt unter meinem Fenster:
ein später Gast schlägt meine Haustür zu.
Es fängt zu regnen an..
Die Menschen sind Gespenster.
Ich friere.
Irgendwo nennt dich ein fremdes Mädchen „Du“.
Renate Rauchfuß
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Frühling lässt sein Gummiband
flattern durch die Lüfte,
wer es sieht, wird übermannt
von des Mägdleins Hüfte.
Sieh den warmen Sonnenschein,
lass uns durch Wälder wandern!
Erst sehe ich dein rechtes Bein,
dann schau ich hin zum andern.
Und bald verblasst das Tageslicht,
da werde ich belohnt,
die zarten Beine seh ich nicht,
ich sehe jetzt den Mond.
Und seh der Liebe Hügel
im gelben Mondenschein,
mir wachsen Liebsflügel,
wie könnt es anders sein.
Ingo Insterburg
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Ich sing mein Lied
Ich sing mein Lied im tiefen Raum, man hört es kaum.
Es dringt hervor aus tiefer Brust, mir unbewusst.
Es singt dir eine Melodie, jetzt oder nie.
Hast du mich nun noch nicht erhört, bin ich empört
Und trinke Lindenblütentee, der mildert Weh,
Und frage mich: „Was bist denn du, du alte Kuh?“
Kurt Schwitters
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Es lacht aus dem steigenden jahr dir
Der duft aus dem garten noch leis,
Flicht in dem flatternden haar dir
Eppich und ehrenpreis.
Die wehende saat ist wie gold noch
Vielleicht nicht so hoch mehr und reich
Rosen begrüßen dich hold noch
Ward auch ihr glanz etwas bleich.
Verschweigen wir was uns verwehrt ist
Geloben wir glücklich zu sein
Wenn auch nicht mehr uns beschert ist
Als noch ein rundgang zu zwein.
Stefan George
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