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RE: Ganz

#1 von weegee , 23.04.2017 18:01

Halbe Kinder waren wir,
ganze Wesen.

Die Lippen blau vor Wonne,
Tod ein alter Mann,
Schmerz ein gleißes Tier,
unsagbare Erde glitt in alle Fugen
und Liebe kramte endlos in ihrer Tasche.

Halbe Kinder waren wir,
heile Wesen.

(weegee)


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
weegee
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RE: Ganz

#2 von Jonny , 23.04.2017 19:17

Die erste und die letzte Zeile gefallen mir besonders, sie könnten auch gut nebeneinander stehen.
(Halbe Kinder waren wir und Liebe kramte endlos in ihrer Tasche)
Alles in allen, wieder ein sehr guter Text von dir, weegee!

Liebe Grüße
Jonny

 
Jonny
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RE: Ganz

#3 von Richard , 23.04.2017 19:58

Die Hermeneutik versagt hier. Ein kryptischer Text, man hat das Gefühl sich in Paul Celans Lichtzwang-Welt aufzuhalten, die Augen suchen und suchen, irgendwann stellt man fest, dass da milchfarbne Folien sind und sich dahinter die Szenen abspielen. Warum nicht.

Anregend.

Grüße

 
Richard
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RE: Ganz

#4 von Eisenvorhang , 23.04.2017 21:14

Eine zyanotische Nähe, die Zeilen.

Halbe Kinder, zu schnell erwachsen?
Oder zu erwachsen und nur halbes Kind?
Ganze Wesen, gut gelebt.
Blaue Lippen, schwaches Herz,
zu gut und schnell gelebt.
Kontrollverlust. Gesuchte Liebe.

Für mich sehr interessante Zeilen.
Sie sagen unglaublich viel.
Werde mich die Tage damit näher beschäftigen.
Danke für die Teilhabe.

vlg

EV


Mit dem Dichten: mach lieber sachte!
Mal sprießt das Wort!
Mal fragts: "Was machste?"

hot dr maa ka rischtsche maad, werdr stumpf un desolat

 
Eisenvorhang
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RE: Ganz

#5 von Frollein a. , 23.04.2017 22:49

Lieber weegee,

ein Text, der mich sehr betroffen und vor allem wehmütig zurücklässt...

Frollein a.

 
Frollein a.
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RE: Ganz

#6 von weegee , 24.04.2017 14:24

Das hast Du schön formuliert, Richard: Ein Gedicht ist unbedingt auch eine Folie. Oder ein Bratschlauch. Und darunter/darin ist der Braten, den man im Ofen hat und den man immer schon irgendwie gerochen hat, ohne genau zu wissen, was da vor sich hin schmort. Eisenvorhang, Frollein a., Jonny - ich glaube, Ihr habt denselben Geruch in der Nase.

Ab und zu ploppt es in den Träumen hoch: Es gab eine Zeit, da war man klarer, radikaler, rücksichtsloser, unbedingter, absoluter, lebendiger im Hassen und im Lieben. Da will ich wieder hin. Nicht so viel zu oft ausgefranst und verschwommen wie heute.

Dank Euch fürs Lesen!

weegee


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RE: Ganz

#7 von scrabblix , 24.04.2017 20:51

Ganz wunderbar, deine Zeilen, weegee! Jede von ihnen fand ein Eckchen in mir, sich dort niederzulassen.

Liebe Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Ganz

#8 von Sirius , 24.04.2017 22:01

Da möchte ich auch gerne wieder hin, weegee. Wenigstens ein halbes Kind sein und nicht ein halber toter Mann.
Berauschend schön, deine Zeilen!

Sirius


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