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RE: Die Mär vom edlen Wilden

#1 von Karl Ludwig , 29.04.2017 08:40

Es gibt in der Geschichte der Forschung viel Heroisches. Sie, die Geschichte, kümmert das wenig. Sie achtet darauf kausal und deterministisch zu sein. Der Inhalt ist ihr im Prinzip egal. Ereignisfäden verknoten sich, täuschen Sinn vor, weben ein Netz und fangen unsere Wahrnehmung. Und da sind die Lügen noch gar nicht mitgezählt.

Neben dem Heroischen existiert natürlich ein unerschöpflicher Sumpf an Dummheit. Robert Scott zum Beispiel starb lieber einen Heldentod aus Überheblichkeit in Standesdünkel und Eis, als seine Prioritäten ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen, wohingegen der kühl rechnende Stratege Amundson innerhalb von 100 Tagen den Südpool ohne Verluste erreichte und wieder verließ.

Oder die Märchen von den friedliebenden Südseeinsulanern. Diese hat eine gewisse Margaret Mead populär gemacht, nachdem sie selber einer populistischen Weltsicht auf den Leim ging. Als Anthropologiestudentin bei Franz Boas sollte sie mehr oder weniger den BEWEIS! erbringen, dass der ganze Mist in den Köpfen kulturell bedingt sei.

Die junge Frau lebte ganze 1,5 Jahre auf Samoa (Bei einer amerikanischen Familie). Sie erlernte auch gar nicht erst die Sprache, sondern ließ sich hübsch ganz viele Märchen erzählen. Anschließend durfte sie ihre Spinnereien als Professorin der Ethnologie ganzen Generationen von Studenten ins Hirn scheißen. Ja, die Sehnsucht nach dem Garten Eden ist wohl eine genetische Disposition.

Als ein gewisser Derek Freeman aber mal nachbohrte, kamen ganz andere Ergebnisse bei rum. Und die waren nicht so romantisch verklärt, denn dieser Forscher lebte jahrelang auf Samoa, war der Sprache kundig, wurde von einer einheimischen Familie adoptiert und zum Ehrenhäuptling ernannt. Er wertete Gerichtsakten aus und schrieb seine Doktorarbeit über die Gesellschaftsstruktur der Südseeinsulaner, kurz, er machte sich verdächtig schlau.

Nichts, aber auch gar nichts unterscheidet die Naturvölker in Sachen Gewalt von den Menschen aus dem, was wir Zivilisation nennen. Das biologische Erbe lässt sich nicht wegwünscheln. Aber die Lüge war so gut, dass sie heute immer noch als Wahrheit durch die Köpfe geistert.

Gaugin ist ja auch viel positiver als Bosch.

Sowohl Scott als auch Maed sind gute Beispiele für die wenigen Nuggets des Wissens im Schlamm der Dummheit. Für das unglaubliche Talent des Menschen, sich einen vorzumachen, wenn es ihm nur ein besseres Gefühl gibt. Den Rest erledigt die Amygdala, aber wie die dafür sorgt, dass nur genehme Informationen zur Weiterverarbeitung ins Hirn gelangen, das hatte ich Euch schon mal erklärt.

Ich werde dafür zwar nicht bezahlt, aber ich versuche in größeren Zusammenhängen zu denken, sozusagen holistisch. Was für Schlüsse ergeben sich daraus für die Menschheit, besonders unter Berücksichtigung meiner Person? Was sagen uns also Scott und Maed?

Mehr muss man über den Menschen als Solchen doch gar nicht wissen!


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RE: Die Mär vom edlen Wilden

#2 von Sirius , 02.05.2017 00:24

Ich denke, dass Menschen überhaupt keine Schlüsse aus ihrem Tun ziehen, sofern diese nicht von Vorteil für sie sind.
Es reicht nicht, wenn ein Idiot schlechte Erfahrungen macht, jeder Idiot möchte seine eigenen schlechten Erfahrungen machen, selbst wenn sie absolut identisch wären.
Den Schluss mit den Naturvölkern kann man auch umkehren: Wenn wir ebenso gewalttätig sind, trotz angeblicher Zivilisation, was ist denn daran zivilisiert?
Und was sagt denn die Mär über geistig zurückgebliebene Bayern und Sachsen, die sowohl moralisch als auch intellektuell erst Naturvölker werden wollen, aber mit denen nur rituell mithalten können?
Da liegt also noch viel unbezahlte Aufklärungsarbeit vor dir, Karl-Ludwig.

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RE: Die Mär vom edlen Wilden

#3 von Karl Ludwig , 02.05.2017 08:24

Da hast Du förmlich Recht: 'zivilisiert' bedeutet nicht 'nett'. Soweit ich mich erinnere, hatte Kant auch scharf zwischen Kultur und Zivilisation unterschieden. Bei den Bayern und Sachsen weiss ich es nicht. Ich habe Idioten gegenüber keine Vorurteile: Sind halt doof. Na und? Solange sie darauf stolz sein können ...

Vielleicht sollte man 'zivilisiert' tatsächlich eher als eine innere Einstellung ansehen, denn als warm Wasser aus der Wand und souveränem Umgang mit imaginären Zahlen. Wenn früher so eine volksbeeindruckende Hinrichtung in England bei Königsverrat (Drei mal fast bis zum Tode hängen, entmannen, ausweiden und falls der Delinquent dann nach Stunden immer noch zucken sollte – endlich köpfen, in kleine Stücke schneiden und diese im ganzen Land ausstellen) ein Zeichen von Zivilisiertheit gewesen sein sollte, waren Kannibalen zivilisierter, egal was die Engländer für ein Selbstbildnis propagierten.

Und wir Deutschen erst!

Waren die Römer etwa zivilisiert? Da melde ich doch starken Zweifel an. Die Römer hatten eine Kultur der Grausamkeit. Und Todesverachtung, – besonders bei ihren Gegnern.

Natürlich gucke ich jetzt erst mal bei Wiki nach. Geht ja nicht an, dass ich etwas wiederhole, was ein Anderer schon längst viel eloquenter formulierte: https://de.wikipedia.org/wiki/Kultur_und_Zivilisation

„Zivilisation“ bedeutet also für Kant, dass sich die Menschen zwar zu einem artigen Miteinander erziehen, Manieren zulegen und ihren Alltag bequem und praktisch einzurichten wissen und dass sie vielleicht durch Wissenschaft und Technik Fahrzeuge, Krankenhäuser und Kühlschränke hervorbringen. All dies reicht jedoch noch nicht dafür, dass sie „Kultur haben“, wenngleich es der Kultur dienen könnte. Denn als Bedingung für Kultur gilt für Kant die „Idee der Moralität“ (der kategorische Imperativ), d. h., dass die Menschen ihre Handlungen bewusst auf an sich gute Zwecke einrichten.

Nun. Ich sehe das natürlich etwas anders. Zivilisiertheit entsteht bei Empathie. Und diese kann jemand haben, selbst wenn er kein warm Wasser aus der Wand besitzt oder einen Imperativ. Kultur hingegen kann recht negativ daher kommen, denn sie ist erhaltend, veränderungsfeindlich und besteht zu 80 % aus Vorurteilen. Etwas Demut gegenüber der Schöpfung sollte auch gegeben sein, also nicht absichtlich auf Ameisen treten – eine davon könnte ja der Vorfahre einer zukünftigen Zivilisation sein. Mit viel Kultur. Vermutlich nicht demokratisch, sondern monarchistisch.

Vielleicht doch besser auf alles drauf treten?

Für die Kunst?


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RE: Die Mär vom edlen Wilden

#4 von Sirius , 03.05.2017 22:39

Ich glaube, so viel Kultur vertragen wir nicht, obwohl Weißbiersaufen in Bayern schon Kultur ist. Aber das ist Fremdvögeln ja auch.
Ich meine, beim Abfackeln hässlicher Baracken und gar beim Vergasen sind Kultur und Zivilisation nur hinderlich. Da sind wir doch schon mehr auf dem Level von Eingeborenen in Papua-Neuguinea. Also zurück zur Natur, aber natürlich mit technischer Überlegenheit.
Und wenn man jetzt so aus der lustigen Spontanität heraus so einen schwarzen, primitiven Wilden, nennen wir ihn einfach mal Dobrindt, erschlägt, so kann man weder die Kultur noch die Zivilisation als mildernde Umstände geltend machen, was ja wieder bedeutet, dass wir gar keine haben. Kultur jetzt. Außer Fressen, Saufen, Vögeln, Klauen, Lügen, Bescheißen usw.
Diese Dinge zählen leider nicht, weil die unser Broterwerb sind.
Und selbst unsere großen bis heute verehrten Staatsmänner mussten wir aus Österreich einfliegen lassen, genauso wie damals Bum-Kun-Cha.
Aber mit Kunst kennen wir uns aus! Denn es ist ja eine Kunst, jemanden den Schädel einzuschlagen und nachzuweisen, dass jener einer selbig schuld hatte, weil Kulturbanause ohne richtige Pigmentierung (das weiß ich von einem berühmten „Doktor“, dem Träger des Vogel des Jahres 2017).
So gesehen sind wir derart primitiv, dass man das schon als Kunst bezeichnen kann.

Sirius (Kunstkenner)


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