Ein Roman über eine eigenwillige Grossmutter kann eine rührend vertrackte Sache sein
Die Schriftstellerin Fanny Wobmann zeichnet mit leichter Feder das Porträt einer starken Beziehung zwischen Grossmutter und Enkelin. Zwei ungleiche Lebenslinien überkreuzen sich.
Wer ist der wirklich Erwachsene in der kleinen Gruppe, die am Spitalbett von Madame Favre steht? Vielleicht gar nicht der Sohn und die Tochter, die sich angesichts des Zerfalls ihrer Mutter beide hilflos fühlen und den nahenden Tod verdrängen, dafür eher die Enkelin, die schwanger von ihrem Sprachaufenthalt in England zurückgekehrt ist und ruhig auf die gegenwärtigen Ereignisse zu blicken vermag. Während die andern den «normalen Gang» des Lebens vermissen, hegt Laura die Gewissheit, dass das jetzige Geschehen «in der Ordnung der Dinge» verankert ist. Leben und Tod, Werden und Vergehen kreuzen sich. Sie nimmt es gelassen und hat den Eindruck, nichts anderes als «der Mittelpunkt eines natürlichen Flusses zu sein».
Aus einer solch fraglosen Ruhe heraus gestaltet sich der kurze Roman der 1984 in La Chaux-de-Fonds geborenen Fanny Wobmann, die für die Theaterkompanie Princesse Léopold schreibt, spielt und Regie führt. Es ist ein schlackenloser, kompakter Text, der eine staunenswerte sprachliche Reduktion erreicht, zudem eine emotionale Vielschichtigkeit aufdeckt, die von verhaltener Rührung, vom Unmut über «die verbissene Sauberkeit» der Klinik bis zu Gefühlen des Ekels reicht.
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