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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#1 von Karl Ludwig , 09.05.2018 09:49

Die Theologen behaupten …, ja, was sollen sie denn sonst behaupten?, dass die Erfindung von einem einzigen Gott ein gewaltiger Schritt für die Menschheit in die richtige Richtung gewesen sei. Monotheismus wäre …, was sollen sie denn sonst behaupten?, ja so was von toll! Toller ginge es nicht. Vielleicht zu Recht? Und auch der im Christentum gleichzeitig entwickelte Abrahamismus ist natürlich diesem Super-Gott äußerst gefällig und somit gebenedeiet (Ab Konstantin, glaube ich). Und wenn ein einziger Gott gleich dreifach daherkommt, ist er natürlich drei mal so gut – mindestens.

Skeptiker halten dagegen, dass ein dreifach einziger Gott irgendwie unlogisch erscheint und ob es nicht daran gelegen haben könnte, dass dieser ganze Unsinn von Männern erklärt wurde, was übrigens in vielen obskuren Fällen der Fall ist. Und die Frauen? Damals gab es ja überhaupt keinen Genderdiskurs. Die hatten einfach nur wenig zu melden und waren für die Reinigungspläne der Kirchen zuständig.

Ich gebe zu, dass dieses Konzept auch meinem Kopf entsprungen sein könnte. Meine Kritik entsteht erst im Disput zwischen Überich und Es, wobei mein Ich sich völlig unschuldig im eingebauten Machotum wälzt. Eine Überlebenstechnik, welche ich mit 120 % aller Männer teile.

Egal. Aber der Übergang zum Einpersonengott muss teilweise echt lustig gewesen sein.

Trifft ein frisch zum Christentum Konvertierter auf einen Nichtkonvertierten, der noch das archaische Konzept der Multigötterei vertritt, also konkret auf einen Anhänger diverser Gottheiten (Bacchus, Eros usw. UND Frauen wie Pallas Athene, Wow, eine sehr temperamentvolle Dame, die recht wenig von Büstenhalter hält), und muss auch gleich los missionieren:

„Es gibt nur einen Gott. Basta! Der ist nicht nur besser, sondern sogar einzig.“

„Ja, und werden die anderen Götter da nicht sauer?“

„Die gibt es doch gar nicht, oh du Dummerl.“

„Seit wann?“

„Schon immer.“

„Das kann gar nicht sein. Vorhin erst habe ich Poseidon eine Ölsardine geopfert.“

„Der könnte bestimmt keinen Fisch mehr sehen, geschweige denn essen, wenn, ja, wenn es ihn gäbe, doch auch ihn es gibt es nur in Mythen.“

„Sehr mystisch. Um nicht zu sagen mysteriös. Ein Geheimnis innerhalb eines Rätsels. Kann doch nicht schaden, einen Gott zu bitten, keinen Noah nicht zu schonen, sondern mich.“

„Irrtum. Das macht meinen Gott so sauer, dass er dir eine persönliche Überschwemmung bescheren würde, wenn er nicht versprochen hätte, so was zu unterlassen. Ersatzweise hat er 10 Gebote in Granit geklopft.“

„Ach? Und wie lautet das erste Gebot?“

„Genau das, was ich dir die ganze Zeit versuche zu erklären: Du sollst keine anderen Götter haben neben ihm.“

„Typisch göttlicher Größenwahn. Ausgesprochen egoistisch. Pfründe sichern. Raffen. Gibt es auch ein zweites Gebot unter den zehn? Und wie sieht dieser Gott denn überhaupt aus?

„Genau darum geht es in der zweiten imperativen Empfehlung: Das sollst du dir erst gar nicht ausmalen. Er sieht jedenfalls völlig anders aus. Also kein Bild machen.“

„Hatte ich sowieso nicht vor, mangels Fotoapparat. Wie geht es denn weiter?“

„Mein einzig-, wahrer Gott mag es gar nicht, wenn du: 'Gottverdammt noch mal' brüllst, nur weil du dir mit einem Hammer auf den Daumen gehauen hast.“

„Der nimmt wohl alles persönlich. Bislang konnte ich mir sicher sein, dass keiner der Götter sich angesprochen fühlt, wenn ich einen nicht näher definierten Gott als Ziel meines Zornes benenne. Scheint ja wirklich einen Omnipotenzkomplex zu haben, dein komischer drei gefalteter Gott.“

„Dafür darfst du doch am siebten Tag abhängen wie du lustig bist.“

„Hört sich aber kein bisschen lustig an. Bislang konnte ich sieben Tage die Woche herum lungern. Wie geht es weiter mit deinem solitären Unikat?“

„Das Übliche: Die Alten ehren, den Nächsten nicht tot kloppen, es sei in seinem Namen, die Finger von vergebenen Frauen lassen (lieber einige Damaszener Frauen rauben), sowieso nicht klauen, nicht lügen, nicht neidisch sein, wenn Andere, statt abzulungern, irdischen Reichtum und Macht vorweisen können.“

„Wie? Ich darf der Kriemhild nicht mehr ans Höschen? Da bleibe ich doch lieber bei meinen Göttern. Die verlangen wenigstens nicht göttliches Benimm von mir. Sind ja selber ziemlich menschlich.“

„In der heiligen Feste unseren Glaubens ist ausreichend Platz für offene Diskussionen über die wahre Natur Gottes und die Bedeutung der Offenbarungen.“

„Ich hörte jedoch, dass ihr Leute wie mich gerne in heiligen Feuern läutert.“

„Schon. Aber nur zum Besten der Betroffenen. Übrigens hast du dich gerade der Blasphemie schuldig gemacht. Mein Folterer wird das wieder in Ordnung bringen. Sei froh, denn du wirst bald seine Pracht und Herrlichkeit sehen.“

Tja. Das Christentum setzte sich dank dieser und anderen sehr energischen Maßnahmen durch. Und die Götter?

Hat jemand Aphrodite gesehen?


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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#2 von Sirius , 09.05.2018 19:22

Ein Gott für alle ist eine feine Sache, der muss allerdings christlich gesteuert und auf Kurs gebracht werden, etwa durch einen deutschen Kreuzigungsminister, gestellt natürlich von den Wilden, den Berufschristen aus der Westtürkei, den Bayern.
Für die göttliche Konkurrenz könnte man Ankerzentren einrichten, die sind beim Volk beliebt, beim Begriff „Lager“ (Laschet) bekommen die Deutschen sofort einen anhaltenden Abgang.
Ich wieder mit meinem Zynismus, dabei wollen es die geistig Zurückgebliebenen noch schlimmer.

Aber dem steuert Karl-Ludwig entgegen, mit seiner literarischen Kunst, amüsante und wunderbare Dialoge zu schreiben, dieses Monopol der Morologie auf die Schippe zu nehmen, so herrlich angenehm und notwendig blasphemisch, weil bei irgendeinem doch erkennbar sein muss, dass er normal ist.

Und dieses Nomale, das schon auf der Liste der Datenhäscher steht, die uns zwangskonvertieren wollen zu einfach allem, was diese Welt schnellsmöglichst kaputt macht, huscht humorvoll satanisch satirisch durch jede Zeile, ein Künstler vor dem so ewig beschworenen Herrn.

Will sagen: Ich bin begeistert von deiner unermüdlichen Schaffenskraft, die einem den Umgang mit den Idioten um uns rum mehr als erleichtert, Karl.Ludwig.
Will sagen, diese Satire habe ich sehr genossen!

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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#3 von Karl Ludwig , 10.05.2018 07:18

Gute Idee Sirius! Ich könnte ja über asylsuchende flüchtige Götter in Ankerzentren der Südtürkei (Bayern) schreiben: Demeter wird abgelehnt, weil sie die Hochkultur von schleichender Vergiftung durch chemisch behandelte Lebensmittel nicht verstehen will, Ares wird sofort anerkannt und bringt Urzel aus dem Scheiß, den Unterschied zwischen Massaker und Kinderhorten in Kasernen bei …

Das könnte ich entwickeln. Wie geschrieben: KÖNNTE!

Mach ich aber nicht. Habe schon ein anderes Thema im Schraubstock: Die Verniedlichung der Sprache, als ob postfaktisch nicht das selbe wäre wie Lüge und deswegen erlaubt. Ankerzentren hört sich natürlich auch besser an als Abwarte-Sammel-Internierungs-usw-Lager. Und wenn wir einige Nazis zu Wärtern machen, wird das die Flüchtlingsströme bestimmt positiv beeinflussen. Bzw. negativ, also mindernd.

Vielleicht aber überlasse ich dieses anspruchsvolle Thema auch den Sprachphilosophen.

Und noch etwas an die Gestalter einer kranken Wirklichkeit: Bitte hört auf, positiv geladene Begriffe der privaten Zwischenmenschlichkeit in Euer Sabbel mit rein zu rühren: Vertrauen, Erneuerung (Nahles, im Ernst. Noch einmal dieses Wort aus Deinem Gesicht und ich werde Dich mit Backstein im selbigen schönheitschirurgisieren.) Verbesserungen in den Beziehungen, Gemeinsamkeit, usw. usf. pp.

Gibt es überhaupt eine/n Göttin/Gott der Moral? Und wenn ja, wieso ist die/der ständig absent? Und – Ganz Wichtig: Muss Kerberos eine Wesensprüfung bestehen oder werden zweiköpfige Hunde gleich in der Empfangshalle eingeschläfert?

Hab Dank für Deine wohlwollenden Kritiken. Ich wollte, ich wäre so gut, wie Du mir unterstellst.


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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#4 von Sirius , 10.05.2018 14:59

Die Verniedlichung durch Verhunzung der deutschen Sprache, um den eigenen miesen Charakter zu verherrlichen, ist ja inzwischen „nachhaltig“ an der Tagesordnung. Meine Verniedlichung für diese Typen ist immer noch „Arschloch“.
Das fing schon an mit dem „Freisetzen“, als man Menschen entlassen wollte. Anschließend waren die „Freigesetzten“ bei den Arbeitsämtern (Jobcenter) „Kunden“.
Es fällt Politikern halt leichter , in ihrem Blabla, ganz flüssig unmenschliche Dinge widerzugeben, wenn sie dafür eine zynische Sprache verwenden, die schön blumig klingt.
Leute, die die Dinge nicht beim Namen nennen wollen, sind mir mindestens suspekt.

Sie haben etwas zu verbergen, nämlich ihre wahre Absicht. Und klingt es nicht süß, wenn die Verbrecher behaupten, ihre aufgedeckten kiminellen Machenschaften, wären „Fehler“ gewesen?
„Erneuerung“ heißt immer kaputtmachen. So suhlen sie sich unerkannt vom blöden Volk in ihrem Alogismus und in ihrem Kyklos, bald werden sie im Diminutiv seiren, die liebsten Kosenamen für die schlimmsten Taten erfinden (lassen, denn selbst dafür sind sie zu blöd), damit man sich darum reisst, beschissen oder gar umgebracht zu werden.

Nichts hasst die Verniedlichung so sehr wie ihre sprachliche Entlarvung, die Dekadenz der einhämmernden Emphase durch ständige Wiederholung, die sprachliche Abschweife durch Epithiton, immer auch geschickt mir dem Imperativ gekoppelt.
Die Wortwäscher muss man bloßstellen, eine grammatische Revolution muss her, lyische Gegenangriffe gegen die Sprachterroristen, die uns das Graue vom Himmel erzählen, ein kraftvoller prosaischer Furz auf den Gestank der Platitüdenhengste, die uns in die Zeilen scheißen wollen.

Und du bist auserwählt, Karl-Ludwig, diese Baustelle auf Vordermannn zu bringen, diese Grammatik-Schwarzarbeiter zu entlarven, weil du den nötigen Humor besitzt, um dieses Geschwätz zu ertragen und in ihre wahre Bestimmung zu zerlegen.
Ich, wir, er, sie es bauen auf dich.

Sirius


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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#5 von Karl Ludwig , 01.06.2018 06:28

Sirius, nun aber Schluss mit all diesen lieb gemeinten Zuckerstückchen. Ich will doch keine Freiheit, um dort ein anderes Gefängnis aufzusuchen.

Will sagen: Ich bin NICHT berufen, dieser Welt die Leviten zu schreiben, auf dass Andere sie lesen und endlich mal erwachen. Das wäre unglaublich vermessen, denn im Gegensatz zu Dir halte ich gar nicht sooo viel von meinen Beiträgen – sie sind mir Zeitvertvertreib, ich kann ja nicht den ganzen Tag lang somatisch onanieren, also tu ich es narrativ.

Dann schlug ich nach, denn an den Schreibfehlern erkenne ich, dass Du aus der Schulter schreibst, also spontan, und keine vorgefertigten Sätze aus der Schublade zergelst.

Arschloch = Arschloch (auf Null rechnen, das wäre creative Mathematik. Aber mit 'i'?)
Alogismus = unlogische Aussage wie: Nachts ist es kälter als Draußen
Kyklos = Wortwiederholung (Mantra-Mantra) als Hirnfick
Diminutiv = Verniedlichungleinichen wie Hinrichtungchen
Epithiton = Gipps nich. Heisst Epitheton und ist überflüssig. Schwarzer Rappe z.B.
seiren = Noch'n Schreibfehler



Aber es gibt mit Hoffnung, wenn 120 Meter Straße für Diesel gesperrt werden, als angemessene Antwort auf die unerreichten Ziele, die Luft zu verbessern. Die Hoffnung nämlich, dass es immer genügend Schwachmaten … äh, … -kot (Ach Scheiß auf kindergerechte Sprache: Schwachmatenscheiß! So!) zu geißeln geben wird, mit bösartigen Intentionen und scharfen Worten, geschmacklosen oder auch nur schrägen Vergleichen, ins gnadenlose Licht der Lächerlichkeit zu ziehen.

Und ich verwechele doch glatt Sabinerinnen mit Damaszenerinen. Wie ungeschickt von mir ...

Da behaupte ich einfach 'Absicht' und der Leser hätte den Witz dahinter nicht verstanden.


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RE: Gott und ähnliche Gestalten

#6 von Sirius , 01.06.2018 20:49

Ach, ich verwende ungern Fremdwörter, was aber nicht heißt, dass ich sie kenne, im poilitischen Blabla werden einem die Fachausdrücke geläufig, ich schreibe sie manchmal nur falsch.
Das „seiren“ habe ich nur ungelenk abgeleitet aus „Geseire“, meine satirische Freiheit, die deckt jede Unbildung ab. An und für sich habe ich eine Lektorin, aber die ist mal wieder in Urlaub gefahren, den braucht sie auch von mir.

Und Zuckerwürfel waren es ja nicht. Du schimpfst genauso wie ich, nur du machst es dezenter und sprachlich feiner, und ich habe gemeint, es muss ja irgendeiner die Dinge zur Sprache bringen, mit wirklicher Sprache, die verstanden wird von Leuten, die sich Popcorn kaufen und dann blind werden.
Ich bin nicht geeignet dafür, weil die Leute weglaufen, wenn sie schon meinen halbgefüllten Kotzeimer sehen, aber du gehst als Held und Anti-Held durch.
Und waren das in Hamburg wirklich 120 Meter? Ich dachte zuerst, das wäre nur eine Garagenzufahrt.
Und die Sabinerinnen hätte ich nie geklaut! Nicht mal die Gabirinnen.

Sirius


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