Die Rechnung zwischen Reich und Arm geht niemals auf – das zeigt William T. Vollmanns packende Recherche
Armut hat tausend Gesichter. Und der amerikanische Schriftsteller William T. Vollmann ist um die Welt gereist, um einige davon in den Blick zu nehmen. Seine Studie «Arme Leute» mag nicht durch und durch strukturiert sein – aber sie überzeugt durch Ehrlichkeit und menschliches Engagement.
Ein paar Dinge hatte er im Einkaufskorb, wie es sich gehört. Und ein paar weitere lagen – für mich, die einzige Kundin in der Nähe, unübersehbar – zuoberst in der grossen Tasche, die er beim Bezahlen behutsam mit der Fussspitze über den Boden schob, vorbei an der Kasse des Supermarkts. Unübersehbar waren auch die Insignien von Armut und Obdachlosigkeit, die er trug; eben jene strapazierte, vollgestopfte Tasche, das ungepflegte Haar, der speckige, an den Säumen verschlissene Mantel, welcher der herrschenden Winterkälte schwerlich gewachsen war.
Den Mundraub melden? Sicher nicht. Eher das Portemonnaie bereithalten und vermittelnd einspringen, falls er erwischt würde. Hätte ich, nachdem er seinen Einkauf glücklich erledigt hatte, das eigene Körbchen im Stich lassen, ihm nacheilen und ihm Hilfe anbieten sollen? Das habe ich nicht getan.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/die-rechnu...rche-ld.1407545
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