Die Lage als Durst zu beschreiben
Ohne Wohlstandsgeplauder: Buchpreisträgerin Kathrin Schmidt hat ihren siebten Gedichtband veröffentlicht.
Vielleicht sind Gedichte am besten mit Vögeln zu vergleichen. Von den Vögeln heißt es in einem der hier 48 versammelten Texten, sie hätten „so weltgemacht besserwissende / allüren: tragflächen schultern und los ...“.
Allüren, das meint das Benehmen, die je eigene Gangart, keineswegs nur das possierliche Gehabe. Und es macht die Gangart der Gedichte von Kathrin Schmidt aus, dass sie die Welt gleichzeitig von oben und von ihrer Unterseite her betrachtet, aus kühler Distanz und kochender Nähe zugleich. Es sind Texte, die sich im „taubenblick“ üben und gleichermaßen zu den „fundevögeln“ rechnen. „helm auf und runter / unter die oberflächen / aber sonst nichts“, heißt es einmal. Zugleich jedoch: „unter den oberflächen haben wir nichts / verloren“. Was auch heißt: Man findet dort nicht, was man einst besessen und dann verloren hat, um es jetzt wiederzufinden. Dass eines der Gedichte den „zerfall zirpen“ hört, „knapp unter der oberfläche“, bedeutet nicht, dass sich Kathrin Schmidt in wohlfeilem Kulturpessimismus ergeht, so wenig wie in verkitschender Romantisierung einer (Vogel-)Natur. Man findet mit diesen Texten Bilder, Sätze, Worte, die „lautlos landen“, das aber immer „konkret“, im Dasein der „allertage“, auf Reisen von Usedom bis Litauen, von denen hier viel die Rede ist. „wohlstandsgeplauder“ bietet dieser bemerkenswerte Band jedenfalls nicht.
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http://www.fr.de/kultur/literatur/kathri...eiben-a-1561728
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