Radler am Rande des Abgrunds
Mit ihrem Roman „Neujahr“ arbeitet sich Juli Zeh weiter fleißig durch die Themen der Zeit.
Auf zwei Dinge kann man sich in Romanen von Juli Zeh verlassen: Erstens siedeln sie immer ganz fest im Alltäglichen. Und zweitens geben sie stets alles von sich preis. Was nicht heißt, dass ich Juli Zeh nicht für eine gute Autorin hielte. Im Gegenteil. Ihre Sprache ist auf beneidenswert beiläufige Weise pointiert („Das Schicksal hat ihn beschnuppert und beschlossen, sich nicht für ihn zu interessieren.“), und ihre Figuren und Szenerien stehen einem gerade wegen der Alltagsglaubwürdigkeit sofort und geradezu holografisch vor Augen. Auch die Dialoge und die Spannungsbögen sitzen bei ihr, das Geschehen sorgt stets für Überraschungen, aber am Ende ist dann immer, siehe oben, alles erzählt. Da lauert nichts hinter den Geschichten, jedenfalls nichts Nicht-Alltägliches, und die Stimmungen, die evoziert werden, entsprechen hausnummerngenau dem Erzählanlass.
Wobei das ja auch eine Kunst ist, für die die 44-Jährige bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Zudem ist die studierte Juristin für ihr politisches Engagement bekannt, etwa die Verteidigung von persönlicher Freiheit in der digitalisierten Welt. So gut organisiert, argumentativ gerüstet, fleißig und medienfest sie sich als öffentliche Person zeigt, so verantwortungsvoll arbeitet sich Juli Zeh in ihrem Werk durch die Themen der Zeit. Nach dem Gesellschaftsroman „Unterleuten“ (2016), in dem ein ostdeutsches Dorf zum Kulminationspunkt deutsch-deutscher Sehnsüchte und Wunden wird, erschien im Jahr darauf „Leere Herzen“, ein dystopischer Krimi, der davon handelte, dass Politikverdrossenheit zu nichts Gutem führt.
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http://www.fr.de/kultur/literatur/juli-z...runds-a-1579809
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