Uns das Leben, dem Pack den Rest
VON JOCHEN SCHIMMANG
Wie hältst du’s mit der Rote Armee Fraktion? Christian Geisslers politischer Roman „kamalatta“ lässt sich nun in einer Neuausgabe lesen. Auch nach zwanzig Jahren hat er erstaunlich wenig Patina angesetzt.
Seit 2013 bringt der Verbrecher Verlag eine Werkausgabe des Autors und Dokumentarfilmers Christian Geissler heraus, der 2008 verstorben ist. Zu den bisher erschienenen Bänden gehören unter anderem die Romane „Das Brot mit der Feile“ und „Wird Zeit, dass wir leben“. Als dritten und abschließenden Band einer Trilogie lässt sich der nun im Rahmen dieser Ausgabe wieder aufgelegte Roman „kamalatta“ lesen, der zuweilen als Geisslers Hauptwerk bezeichnet wird. Diese Klassifizierung ist etwas irreführend, als wären die zuvor genannten Romane so etwas wie Vorübungen gewesen. Tatsächlich aber führt Geissler große Teile seines Personals durch alle drei Bücher, in denen der Versuch gemacht wird, exemplarisch (deutsche) Geschichte von den dreißiger über die sechziger bis in die siebziger Jahre und darüber hinaus zu schreiben.
Als „kamalatta“ 1988 zuerst bei Rotbuch erschien, hadererte der Autor mit seinem Verlag, der in der Vorschau davon gesprochen hatte, das Buch erzählte vom Anschlag einer „terroristischen Gruppe“. Im Klappentext tauchte diese Bezeichnung dann allerdings nicht mehr auf. Der Streit um die korrekte Terminologie ist natürlich nicht isoliert zu betrachten, sondern war eingebettet in den Streit um die „Baader-Meinhof-Gruppe“ oder doch lieber „Baader-Meinhof-Bande“ contra deren Selbstbezeichnung als „Rote Armee Fraktion“ (RAF) und dem daraus abgeleiteten Anspruch der Inhaftierten, politische Gefangene zu sein und nicht einfache Kriminelle. Oliver Tolmein stellt diese Auseinandersetzung in seinem Nachwort zur Neuausgabe ausführlich dar.
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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...a-15990213.html
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