Bestseller-Autor John Lanchester
"Unsere Nachkommen werden mit uns abrechnen"
Der Brite John Lanchester hat einen Roman geschrieben, der den Brexit, weltweite Migration und vor allem den Klimawandel zu Ende denkt. Was "Die Mauer" mit "Game of Thrones" gemein hat, erzählt er hier.
John Lanchester wurde 1962 in Hamburg geboren, wo sein Vater für eine britische Bank arbeitete. Bald wurde der nach Hongkong versetzt, wo John Lanchester aufwuchs. Über seine Jugend schrieb er einen von fünf bisher erschienenen Romanen - der erfolgreichste war allerdings "Kapital" (2012) über die Folgen der Finanzkrise für die Bewohner einer Londoner Straße. Darüber hinaus arbeitet Lanchester als Journalist, vor allem für die "London Review of Books", und veröffentlichte Wirtschaftsbuch-Bestseller wie "Die Sprache des Geldes und warum wir sie nicht verstehen (sollen)". Sein neuester Roman "Die Mauer" ist am 31.1. bei Klett-Cotta erschienen.
SPIEGEL ONLINE: Mr. Lanchester, in Ihrem Roman ist Großbritannien umgeben von einer fünf Meter hohen Mauer. Ist sie sozusagen der Endzustand des britischen Isolationismus', der zur Brexit-Entscheidung geführt hat?
Lanchester: Zunächst mal ist die Mauer die Folge eines katastrophalen Klimawandels. So hat sich diese Gesellschaft entschieden, darauf zu reagieren. Ich habe mir die Geschichte auch gar nicht als eine spezifisch britische vorgestellt.
SPIEGEL ONLINE: Die Brexit-Entscheidung gab also nicht den Anschub, das Buch zu schreiben?
Lanchester: Nein. Die Idee stammt aus einem Traum, den ich immer wieder hatte. In dem stand jemand auf einer Mauer und schaute auf die andere Seite. Das Buch entstand aus der Überlegung, wer diese Person ist und in welcher Welt sie lebt. Aus meiner Sicht ist der Klimawandel eine unglaublich gefährliche Entwicklung, die eine fundamental veränderte Welt hinterlassen könnte. Während der Brexit zwar jetzt viel in den Nachrichten ist. Aber wenn meine Kinder so alt sind wie ich jetzt, wird die Europäische Union ein bisschen anders als heute aussehen - und Großbritannien ein Teil von ihr sein. Der Brexit ist eine kurz- und mittelfristige Störung.
SPIEGEL ONLINE: Warum heißt die Insel im Roman denn dann überhaupt Großbritannien? Der Name fällt ja auch erst recht spät.
Lanchester: Ja, für die Zwecke meines Buches musste es bloß eine Insel von einer gewissen Größe in der nördlichen Hemisphäre sein. Aber wenn ich mir einen Namen ausgedacht hätte, wäre es ins Fantasy-Genre gekippt. Außerdem wäre mir dann dieselbe Frage gestellt worden, bloß andersherum.
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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/j...-a-1251086.html
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