Neulich unterhielt ich mit einem Kumpel per Internet. Wir flachsten albern über die größten Erfindungen der Menschheit. Ich behauptete: Geschnittenes Brot! Er hingegen vertrat die fragwürdige Meinung, dass es Klopapier sei. Damit könne man plürrefreien Kaffee herstellen, selbst wenn mal wieder schon wieder kein Filterpapier im Hause sein sollte, es mehrlagig gegen Hämorrhoiden verwenden oder auch als Notwindel, Küchen- Hände- oder Taschentuch, als Wisch- oder Zigarettenpapier (zieht schlecht, nur für Schlunze, also nicht ausprobieren), für die Schnitzeljagd, als Konfettiersatz (Achtung! Stabiler Locher als Peripheriegerät notwendig.) … und … und … und …

Ich fragwürdigte nicht, sondern schrieb ihm nur, dass es mir egal wäre, ob er sich den Arsch im Sitzen oder im Stehen abwischen würde, zugegeben kein echtes Argument Für Oder Gegen Was Auch Immer.

Na-ja, ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Manchmal überholt das Maul die Gute Erziehung und meine Schreibfinger das Maul. Schlimm, aber spontan und ehrlich. Also nicht wirklich schlimm.

Dennoch, das Urheberrechtsschutzprogramm filterte mich raus. Das mit dem Arsch war vermutlich vom Goetheinstitut patentiert! Und verbannte meinen Fauxpas in eine geheime Datenbank, welche natürlich schon längst geknackt war.

Und so wurde der Disput in allen Einzelheiten bei Youtube als Textdatei veröffentlicht, mit Foto, Wohnort, E-Mail-Adresse, Lebenslauf, Tagesrhythmus (Liegt ständig auf dem Sofa), Konto- und, Ausweisnummer, Vorstrafen, Krankheiten, Kopie meiner AOK-Mitgliedskarte, Mietvertrag, Schuhgröße, Passwörter …

Ich druckte es mir sofort aus, denn so sorgfältig zu katalogisieren war mir selber noch nie gelungen.

Im Kommentarbereich sammelten sich die Vorwürfe: Ich könne mir wohl kein Klopapier leisten – wäre Schuld an der weltweiten Urwaldabholzung, Wasser wäre gemessen an der Knappheit zu teuer, im Stehen wäre eher etwas für jüngere Leute und ob ich die Älteren Mitmenschen hassen würde, im Sitzen würde …

Selbst Babys verlangten nach unbedingt Einwegwindeln, gerade im Notfall, und wünschten mir einen blutigen Wolf.

Ob ich denn kein bisschen an die vielen Mitmenschen gedacht hätte, die sich nach dem Kakka-Pfui überhapt nicht den Arsch säubern, weil sie mitten in einer Kaktusplantage stehen?

Die Hasstiraden verstopften meinen Posteingang.

Die ersten Empörten sammelten sich vor meinem Haus. Tod dem Klopapierlobbyisten! Verreck du Postkolonialist, du Sklavenhalter-Unterdrücker, du Orang-Utan-Killer, du Gerontofeind …

Unterfraktionen bildeten sich, die mit der linken Hand-Steh-Sitz-Wisch-Wascher warfen böse Blicke und leere Rollen zu den mit der rechten Hand-Steh-Sitz-Wischer-Wascher. Tumult! Brach! Aus! Die Polizei musste einschreiten (Auf Rechnung. Schließlich sei ich absichtlich ein Hochsicherheitsrisiko, wenn ich mich dermaßen weit aus dem Fenster hängen würde).

Und da waren die Vertreterinnen, welche auf Bidet bestehen noch gar nicht mit eingerechnet.

Und dann gibts noch die Designerfetischisten. die für ihren zwei-Brillen-Arsch coloriertes und handsigniertes Büttenpapier für ihre Kimme brauchen. Ich würde mir zur Not am Kiosk mit der BLÖD-Zeitung den Arsch abwischen, nur um die Meinungsfreiheit zu demonstrieren.
Ich weiß nicht recht, ob das schon Satire ist, was du geschrieben hast, denn genau so verhalten sich die Leute.
Wie auch immer, unterhaltsam war es ja.

Sirius

Statt von Bashing, würde ich ja von einem Shitstorm sprechen. So ein Scheißsturm trifft ja nicht nur Küstenbewohner und potentielle Gegner von Hakle-Themen, der kann ja über jeden herstürmen, der auf der Maus ausrutscht. Ab und an, wie hier zu unser aller Vergnügen zu lesen, trifft er halt den Falschen.

Herrlich, Karle!
Also ich hab ja schonmal gezwungenermaßen Klopapier als Kaffeefilter zweckentfremdet.
Hat aber bestens funktioniert!

Jonny