Daheim sterben die Leute
Der Gegenwart entkommt keiner – auch nicht auf dem Land. Reinhard Kaiser-Mühlecker macht in seinem neuen Roman „Enteignung“ Unwirtlichkeit zum Ereignis.
Von der Luft aus betrachtet ordnet sich alles in Rechtecke aus dunklem und weniger dunklem Grün, Rapsgelb und Braun. Der Ich-Erzähler von Reinhard Kaiser-Mühleckers neuem Roman „Enteignung“ steigt immer wieder in ein Kleinflugzeug, um sich über die Gegend zu erheben, in der er seine Kindheit verbracht hat und in die er nun wieder zurückgekehrt ist. Als Reporter für große Zeitungen hat er zuvor die Welt erkundet, jetzt schreibt er für ein strukturkriselndes Lokalblatt Glossen – über die segensreiche Erfindung des Kühlschranks.
Denn es ist heiß, der Klimawandel hängt über der österreichischen Kleinstadt, die zwischen den Voralpen und den Niederungen der Gegenwart vor sich hin döst und in lastender Ereignislosigkeit all die Dinge ausbrütet, die man aus der Vogelperspektive für die provinztypischen Symptome der allgemeinen Erschöpfung halten könnte: das Aufkommen rechter Parteien, Menschen mit Burn-out-Symptomen und Abstiegsängsten, Reichsbürger, eine darbende Landwirtschaft, Sendemasten und eine zunehmende Schmucklosigkeit, umflort von künstlichen Balkonblumen und dem monotonen Rauschen der nahen, schnurgeraden Autobahn.
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https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal...6c51282e34.html
Reset the World!
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