Exspiration
Der Dichter zieht ein Langgesicht:
„Ach. Her-je.“ und rauft die Haare.
Doch sogar als Schandgedicht
ist das wirklich nicht das Wahre.
Nächster Vers: „Klio, komm her!
Du Rühmende! Ich schreib Gedichte.
Hilf mir!“ Doch die ziert sich sehr:
„Meine Neigung ist Geschichte.“
„Melpomene? Flüsterst du mir was?
Du Singende! Bist du nicht magisch?“
Die versteht auch keinen Spaß:
„Ich mach immer nur auf Tragisch.“
„Terpsichore? So als Götterfunken?
Du Tanzende! Ich stell mir vor …
Und ich würd dann freudentrunken ...“
„Was willst du denn mit 'nem Chor?“
Thalia! Inspirier mir! Jetzt und hier!
Du Lachende! Es ist sehr wichtig.
Komödien sind dein Metier.“
„Also gut. Jetzt liegst du richtig.“
Thalia meint:
Denkt man so an Geist und Charme,
denkt man meistens ganz zuletzt
an den Darm.
Der wird häufig unterschätzt.
Was in Stücke klein gekaut,
fein zerlegt und aufgespalten,
wird diskret von ihm verdaut.
Nützliches wird fest gehalten.
Ähnlich macht's Verstand doch auch.
Er zerhackt den ganzen Dreck,
nimmt sich davon, was er braucht,
und den Rest, den schmeißt er weg.
Darum ist der Darmausgang
fast so klug wie der Verstand!
Ach Thalia …
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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