Warum das KBA bei Audi so lange weggesehen hat
von Jan Keuchel, René Bender und Volker Votsmeier
Der Fall Audi zeigt – im Abgasskandal agierte das Kraftfahrt-Bundesamt äußerst kraftlos. Audi täuschte offenbar die Prüfer.
Uwe H. kannte seinen Goethe. Am 16. Mai 2003 verschickte der Audi-Manager aus der Softwareentwicklung fröhlich per E-Mail einen selbst verfassten „Erlkönig anno 2004“ an zahlreiche Kollegen. Das Versmaß eher holprig, die Reime gequält – aber der Inhalt war äußerst brisant. „Defeat Device, komm her zu mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Manch“ Schweinerei liegt auf der Hand, die ich will verdecken mit ’nem Hystereseband.“
So dichtete H. über eine verbotene Abschalteinrichtung – und versuchte die Betroffenen der „Schweinerei“, Technikbetreuer und Händler, sogleich poetisch zu beruhigen. „Mein Betreuer, und du Kunde, höret ihr nicht, was der Aggregator uns leise verspricht? – ,Seid ruhig, bleibt cool, wahrt euer Gesicht, es murrt nur der Tüv, die Carb merkt das nicht‘.“
Ein „Defeat Device“ in der Motorensteuerung? Schon zwölf Jahre vor Bekanntwerden des Dieselskandals in den USA wusste man beim Premiumhersteller des Volkswagen-Konzerns offenbar bereits, dass geheime Software den Abgasausstoß der Dieselflotte illegal manipulierte.
Doch die Angst vor Entdeckung hielt sich in Grenzen. Vielleicht würde der Tüv meckern, wie Audi-Mann H. glaubte. Die US-Umweltbehörde Carb hielt man bereits für ausgetrickst. Und die deutsche Zulassungsbehörde, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)? Das schaffte es nicht einmal in die Verse des Audi-Managers. Für ihn waren schon die Carb-Prüfer nur „Provinzsheriffs“. Was waren dann die KBA-Leute für ihn?
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