Existenz statt Minimum
In Großbritannien zahlen einige Firmen freiwillig mehr als den Mindestlohn. Arbeitsminister Heil will das Konzept nach Deutschland holen. Hilft das Geringverdienern?
Von Alina Leimbach
ie Premier League in England ist eine der am besten bezahlenden Fußballligen der Welt. Gerade erst zahlte Arsenal London 80 Millionen Euro Ablöse für den Spieler Nicolas Pépé - eine Rekordsumme. Doch diejenigen, die die Stadien reinigen, die Tickets verkaufen oder das Essen für die Spieler kochen, arbeiten oft nur zum Mindestlohn. Für Miete und Essen reicht das vielleicht - aber wovon sollen dann noch Kleidung, die Bahnfahrt zu Verwandten oder Spielzeug für Kinder finanziert werden?
Ein Gegenbeispiel ist der FC Liverpool. Der Verein ist mittlerweile eines von mehr als 5000 Unternehmen, die sich verpflichtet haben, all seinen Beschäftigten nicht nur den Mindestlohn, sondern einen »Living Wage« zu zahlen - freiwillig. Als »Existenzlohn« oder »Lohn zum Leben« könnte man das ins Deutsche übersetzen. Er beträgt aktuell neun Pfund (circa 10,10 Euro) pro Stunde. In London sind es sogar 10,55 Pfund (rund 11,85 Euro). Damit liegt er in der Hauptstadt 2,34 Pfund über dem gesetzlichen Mindestlohn und im Rest des Landes immerhin fast 80 Pence darüber.
»Das Problem ist, dass der staatliche Mindestlohn nicht darauf basiert, was die Menschen zum Leben brauchen«, erklärt die Living-Wage-Foundation, auf die die Idee des Existenzlohns zurückgeht. Im Gegensatz zum politisch festgelegten Mindestlohn berechnet sich der Living Wage auf Grundlage der tatsächlichen Kosten des Lebens für Essen, Miete, kulturelle Teilhabe, Transport und vieles mehr für eine Familie. Anhand eines Warenkorbs wird er von einem unabhängigen Institut jährlich neu kalkuliert. Und wie am Beispiel London klar wird, bezieht er regionale Unterschiede ein.
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https://www.neues-deutschland.de/artikel...tt-minimum.html
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