Wenigstens sieht man bei diesem Nebel das schlechte Wetter nicht. Die Geräusche kommen auch nur recht gedämpft bei mir an. Selbst den Vögeln hat es dieses idiotische Rumgebrülle verschlagen.

Da, ein leises Fluchen. Es kommt näher. In den Schwaden flackert es auf; aber ganz gewaltig: Stroboskopblitze, Wetterleuchten, Nordlichter und, bitte?, sogar eine Kaiserkrone? blinzeln mich immer strahlender an. Eine Kaiserkrone erkenne ich doch auf Anhieb. Güldene Knäufe, Zinken, Zacken, Hermelinpelz (Wird von Kürschnern hoch geschätzt, - vom Hermelin allerdings noch viel mehr).

Ein fahles Gewand mit unten Füßen und oben Kopf unter der Krone schält sich aus den Schwaden. Eine Stimme wie von einer Eule (oder Käuzchen?) spricht mich an:

„Hu-hu. Eindeutig Rufmord gewest. Mit dem werden seit Generationen Pennäler gequält. Das kann ich nicht weiter zulassen. Schließlich bin ich der König der Elfen. Es muss ein Hu-hu Widerspruch geschrieben werden, und du Karl-Ludwig bist auserkoren, meine Gegenargumente unter die Leser zu bringen. Hu!“

„Komm rein. Wir tippen direkt in die Tüte.“

Und so geschieht es: „Der Junge war doch schwer krank. Ich habe nur versucht ihn zu trösten. Verdammt, Hu, mir Päderastie zu unterstellen, beweist doch nur das kranke Hirn des Hinschreibers.
Und auch diese anderen, noch schlimmeren Interpretationsansätze der Ereignisse in jener Nacht - zum Beispiel der, dass hier ein Kindesmissbrauch mit anschließender Verleugnung des Vaters geschildert wird, beweisen nur die verdrehten Gedanken der Textanalytiker.

Bitte teile der Öffentlichkeit Folgendes mit: Ich bin mit der Fee Kastrata verheiratet. Glaubt hier etwa jemand ernsthaft, ich würde es auf darauf ankommen lassen? Wir haben zwar eine Tochter, Elverskud, die den Herrn Oluf platt gemacht hat, nur so, als Übung für das Übernatürliche – in Wirklichkeit aber ging es um Sex, wie fast immer, - außer bei mir! Was meine Tochter so treibt hat mich nichts anzugehen. Ich bin bloß das Opfer meines Florence-Nightingale-Komplexes.

Liebe Leser. Tragt diese frohe Botschaft weiter. Ganz weit weiter. Am Besten bis weit noch dahinter: Der Erlkönig ist unschuldig!

Ganz genau, die Wahrheit muss verbreitert werden, und du bist der Auserwählte dafür, und wir sind die Auserwählten, die alles glauben.
Affen aus dem Universum, Elefanten hinter Tapeten und Elfenkönige, das ist unser tägliches Brot, nicht die abgefuckten Fake-News aus der BLÖD-Zeitung. Gerade zu Weihnachten, das die anderen schon seit Monaten feiern, sind uns Elfen, Feen, Trolle und Pestomonster herzlich willkommen.
Die frohe Botschaft ist angekommen, wir sind bereit, sie anzunehmen. Ha-le-jul-ja!

Sirius

Stimmt ja. Weihnachten. Da fällt mir bestimmt, so wie jedes Jahr, noch etwas zu ein. Hm. Den Weihnachtsmann erschoss ich doch Anno 2018. Und der hatte sich einfach nur tot gestellt? Um eine Mund zu Mund Beatmung durch die Engel in knappen Kleidchen abzustauben?

Kann ich mir gut vorstellen. Hübsche Mädchen in luftigen Negligees, bitte ohne was drunter, wirken auch auf mich noch immer (Sabbern, basedowsche Augen, Tremor, Stammeln). Nur die Flügel fände ich irritierend übertrieben.

Hach, und wenn sich durch den Wind oder meine schmutzige Fantasie die ein oder andere Stelle vom Pölter etwas anlupft … (Pölter = Westfälisch für Nachthemd)

Hm. Das Arbeitsamt sucht noch Weihnachtsmanndarsteller, so berichtet meine Lokalzeitung, aber keine begleitende Engel. – kein Wunder. Wo gibt es denn heutzutage noch hübsche, unbekümmerte Engeldarstellerinnen?

Natürlich nur Engel 18 Plus und 19 Minus.

Bei diesen andauernden gegenseitigen Missverständnissen zwischen der Realität und mir bekomme ich doch garantiert einen hyperhässlichen Knecht Ruprecht zur Seite gestellt.

Ich hab noch nicht mal einen Zivi. Dabei brauchte ich jemanden, der mich lobt und den ich auch mal würgen kann, wenn es damit nicht klappt. Knecht Ruprecht und diese ganzen verschrumpelten Wesen sind doch nur dazu da, uns ein verlogenes Weihnachten zu verkaufen.
Aber dein Humor macht diese blöde Adventszeit noch erträglich.

Sirius

Lieber Sirius,

wenn Du fast jeden Beitrag von mir dermaßen lobst wie Du tun tust, muss ich mich einfach mal revanchieren: Ich finde es ganz toll, was Du hier machst, denn genau so brauche ich es. Schreiben, aushängen, zu wissen dass es wenigstens ein Mensch, möglichst mit zuckenden Mundwinkeln liest und dann erst mal wieder vergessen.

Lob! Lorbeerkranz! Fester Händedruck! Aufrechter Blick in die Augen! Festessen (panierte Ölsardinen mit Negerkussstippe als hinkender Gag), Ralleysreifen in Leuchtfarben und 50 Gummipunkte (ab 50.000 gibt es eine Olsardine extra).

Falls ich doch noch irgendwann meine gesammelten Texte veröffentlichen möchte, was mir inzwischen nicht mehr so wichtig erscheint (Fuchs und zu den zu hoch hängende Trauben: „Sind ja doch sauer!"), kann ich meine, hier rumhängende Texte als Steinbruch benutzen, redigieren, parfümieren ondulieren und prostituieren.

Vermutlich versuchst Du bloß Kultur zu simulieren, aber alleine der Versuch adelt Dich schon gewaltig. Auch wenn ich aus Gründen des Selbstschutzes nicht ganz so bitter an den Zuständen Kritik übe wie Du, sind wir uns als Bio-Humanisten weitgehendst einig.

Wie sprach einst H. Heine (Leicht abgewandelt. Aber bestimmt meinte er es so): „Ich brauche nicht viel: Butter, Brot, ein Fenster mit Blick in den Obstgarten, und wenn mir der Liebe Gott einen großen Gefallen tun würde, sollte er einige von diesen Idioten in das Astwerk hängen. Ja, ich würde ihnen auch verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehenkt worden.“

Nun, ich hingegen würde diese ganzen Idioten planetarisch aussiedeln. Auf eine Erde, die sie nach eigenem Gusto in eine Hölle verwandeln dürfen. Meine Güte, es stehen schließlich genügend Paralleluniversen zur Auswahl. Fehlen nur die Transmitter. Vielleicht leiht uns Kirk welche.

Aber wenn zum Schluss nur noch Du und ich und einige harmlose Klekse übrig bleiben sollten, was dann?

Da lobe ich Dich lieber noch mal nachhaltig: Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob, Lob.

So. Mehr wäre geschleimt.

Danke!

P.S. Ich habe gerade festgestellt, dass ich schon im zweiten Satz des Eingangstextes (Rettet dem Akkusativ) einen Fehler machte. Ich nahm statt das Dativ die Genitiv. Echt witzig, nicht wahr?

Ach, Karl-Ludwig, ich lese Dich einfach gerne und bewundere deine Schreibe, die du im Griff hast.
Ich falle ja schon gerne mal aus der Rolle, du bist intellektuell immer auf der Höhe und versprühst immer einen gekonnten Witz, drückst dich akkurat und gewählt aus und kannst unwahrscheinlich viel Bildung vortäuschen, was nicht böse gemeint ist. Du bist der Anti-Pol zu mir, der das Niveau hebt und verstehst es auch noch, selbst die größten Fantasien glaubhaft rüberzubringen, das kann schon gar nicht jeder!

Ich schmeichle also nicht, weil wir so einen Schreiber wie dich hier einfach brauchen, sondern weil du einfach gut schreibst. Und das denken all die anderen, die nicht immer kommentieren, ebenfalls so, das kannst du mir glauben. Für mich sind alle deine Beiträge zudem gute Vorlagen, auf die ich wunderbar reagieren und auch manchmal meine Leidenschaft fürs Stänkern ausleben kann, weil du ja auch nicht so ein seelisches Weichei bist und mir das meiste nicht übel nimmst.

Und deine Idee mit dem Aussiedeln der Idioten habe ich neulich schon von anderer (Tacheles-) Seite gehört: Nämlich das Aussiedeln auf eine Insel, auf der sich die Idioten gegenseitig ausrotten können. Und dass du nämlich gar nicht so desinteressiert bist an dem ganzen Mist, der täglich auf uns herunterfällt, sondern sehr wohl eine klare Meinung dazu hast. So spricht man über dich hinter deinem Rücken!

Wir müssen uns also nicht gegenseitig (ver)loben, wir ergänzen uns einfach ideal und deshalb lese ich auch zwangsläufig alles von dir, weil ich ohnehin alles lese, und ich mache es gerne, weil es einfach unterhaltsam ist, was du schreibst, selbst wenn es ganz ernst und sachlich zugeht.
In diesem Sinne freue ich mich also, noch viel von dir lesen zu können!

Sirius

Puh! Und wer zahlt die Kosten für Psychologe, Psychiater und zwei Autoreifen, die ich dann, meinem seelischen Gleichgewicht zu Liebe, ständig bei mir tragen müsste, falls ich Dir glauben würde?!

Antipoden können wir gar nicht sein, weil wir nämlich ähnliche Ansichten teilen was das Leben betrifft, und die Ehrfurcht davor, selbst wenn es bloß um Ausländer, Frauen und Kinder geht. Und den ganzen anderen Mist-Groß-Klumpatsch bewerten wir auch vergleichbar. Ich etwas abgeklärt gelassener, Du eher aufgeklärt zornig. (Womit Du Dir übrigens die Magenschleimhaut kaputt machst. Oder das Herz. Oder die Laune.)

Wale, Ölsardinen und dieser berühmte, quantenhafte Schmetterling stehen auf einem anderen Blatt. Ich jedenfalls bin nicht bereit, mir wegen den Fehlern anderer die Grille grillen zu lassen.

Wir unterscheiden uns nur an der Stelle, wo es um das Machbare geht. Und um den Einsatz für eine bessere Welt.

Wir dürfen träumen. Wir dürfen sogar aktiv bemüht sein, unsere Träume zu verwirklichen, aber glaube mir: Auch in 10.000 Jahren wird es Kriege und unermessliche Gräueltaten geben, falls die Menschheit dann noch existieren sollte.

Und da soll ich auf Reinkarnation hoffen? Oder darauf, mir den ganzen Scheiß von oben anzuschauen in Gloria (in Gloria macht zufriedener als in Glorie). Auf Walhalla Koma- und Deliriumsaufen? Mich an 200 Jungfrauen lustig lutschen (oder an Weintrauben, die Übersetzer sind sich nicht ganz einig. Der Unterschied ist ja auch schwer zu erkennen). Oder auf dem Olymp darauf hoffen, dass mich der Alte nicht für einen Schwan hält?

Meine Innereien sind auf dem Stand eines 20jährigen dank eines „unsterblichen Krautes“ (kannst du googlen, ich erzähle ja nie, kaum Scheiß..), nur meine Knochen nicht.
Und ich glaube weder an Himmel noch an die Hölle, beides gibt es ja schon mit dem nötigen oder fehlenden Kleingeld auf der Erde. Und ehrlich gesagt: Nochmal muss ich wirklich nicht auf diese Scheiß Welt, obwohl ich es mir selber ja gemütlich mache.
Und wieso bekommst du 200 Jungfrauen, mir sind nur 71 versprochen, aber wahrscheinlich darf ich auch mit denen nur Karten spielen, weil ich ja auch völlig überfordert wäre. Im Zweifel nehme ich also die Weintrauben.
Und du auf dem Olymp? Mein lieber Schwan.

Sirius