Die Nacht ist noch so jung
Ich komm von meiner Liebsten Haus,
das Haar von Schweß durchnässt;
kaum kann im Zug ich ein und aus,
so dicht steht man gepresst.
Er fährt voll Samstag Fröhlichkeit
das Volk nach Haus vom Trunk,
oh, dass ich gehen muss vor der Zeit!
Die Nacht ist noch so jung.
Hielt ich nicht eben noch umspannt
die Brüste? Wo ich geh,
tut mir noch in der hohlen Hand
danach die Leere weh.
Am niedren Saum stets trüb zuhauf,
es trennt mit blankem Schwung
Das Horn des Monds die Wolken auf.
Die Nacht ist noch so jung.
Es sträubt sich Blatt um Blatt am Strauch,
der feuchte Rasen dampft.
Du rasches Herz, das mir im Rauch
die Nacht die Brust zerstampft:
oh, dass im Schwall des müden Lichts
ich zwischen Strauch und Strunk
mich schön ergösse ganz im Nichts!
Die Nacht ist noch so jung.
Theodor Kramer
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