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Alles so anthropomorph

#1 von Karl Ludwig , 10.02.2020 07:02

Die Wolken zogen Gesichter, ein Zephir plusterte sich zu einem beeindruckenden Sturmwind auf, am Horizont stocherten Blitze lustlos am Himmel herum wie Messer von ungeschickten Mördern, deswegen bestimmt auch dieses unwillige Grummeln aus der Weite, also ging ich ins Bett. Im Prinzip könnte die Geschichte an dieser Stelle ein Ende finden: Ich schlief gut und kann mich nicht mehr an meine Träume erinnern. Punkt!

War aber alles ganz anders: Da klappert doch was wie eine halbe Kastagnette?

Ich öffne widerwillig meine Augen und sehe – nichts. Das liegt an dem Mangel an Licht wenn es aus ist. Nachdem ich es eingeschaltet habe, erkenne ich seufzend den Tod. Ihr wisst schon: Knochen und dieses Grinsen, welches allen Totenschädeln zu Eigen ist und kaum überzeugend nett wirkt.

„Du schon wieder? Was hast du denn diesmal auf dem nicht vorhandenen Herzen?“

„Nach wie vor deine Lebenseieruhr. Ich bekomme meine Anweisungen aus der Registratur und da stand dirbezüglich drinnen, dass du mit 20 Jahren stirbst. Ich war pünktlich, du nicht! Das schadet meinem Ruf und dem Selbstvertrauen.“

„Mir doch Wumpe! Übrigens, den Dosenöffner statt einer Sense finde ich geschmacklos. Und so ein T-Shirt mit dem armseligen Spruch vorne: 'Ich treibe es die ganze Nacht' auch.“

„Doch hinten steht: 'Und auch den ganzen Tag'. Armselig? Das kann ich dir sofort zurückgeben. Eine Eieruhr, in welcher der Sand nach oben fließt und die eigenständig Beulen wirft und Rücklaufkanülen entwickelt, ist gruselig.“

„Bitte? Dem Tod ist etwas gruselig? Ho-ho.“

„Ich sollte mal ein Missverständnis klären: Ich bin weiblich! Wir Morph-Anthropoiden sind alle weiblich: Gott, Teufel, Zukunft, Krieg, Fischkönigin, halt alle. Die Männer hatten nicht die passenden Nerven.“

„Todin? Tötchen? Todina? Todienchen?“

„Nenn mich Kali.“

„Wie Kalziumchlorid?“

„Blödmops! Wie die indische Todesgöttin!“

„Etwa diese krakenarmige Tante?“

„Jetzt sei mal etwas ernster. Immerhin bin ich die letzte Grenze. Zur Sache: Ich komme nicht dahinter, was dich am Leben erhält. Also?“

„Ich vermute Gewöhnung. Je mehr ich atme, um so süchtiger werde ich nach Leben. Dir aber scheint das Tot-Machen im Blut zu liegen. Wenn Du Blut hättest. Versuche es doch mal mit Charme, so in der Tonart: „Ich bin für dich da, wenn der Schmerz unerträglich wird.“ Um das 'Wie' kannst Du ja drum herum reden.“

Apropos Charme. Da scheint es ja unterschiedliche Definitionen von zu geben: Kali holt Schminkutensilien aus einer bis dahin unsichtbaren, koffergroßen Handtasche und fängt tatsächlich an sich aufzuhübschen. Ziemlich erfolglos. Habt Ihr schon mal rote Lippen gesehen, die vor dem Gesicht, in diesem Fall ein bleicher Totenkopf, auf Abstand schweben? Oder Lidschatten in der Luft?

Nun wird es mir voll gruselig: „Körbchengröße Null, eventuell sogar Minus. Die ganze Nacht treiben? Ho-ho! Der Genderdingsbums kann manchmal ganz schön daneben hauen.“

„Ja-ja. Ich habe deine Uhr an die Wand geschmissen. Kam zurückgeschossen wie ein Flummi und hatte eine Glaskanüle mehr. Das frustriert.“

„Und wenn Kali den Frust hat, neigt sie großzügiger Weise dazu, diesen schaufelweise zu verteilen? Huch aber auch. Müsstest du nicht um das Coronavirus Klientel Sorge tragen? Oder im Nahen Osten abernten? Oder ...“

„Das ist Standard, darum kümmern sich meine Assistentinnen, die Viertelgöttinnen. Ich habe mehr Interesse an den ungewöhnlichen Fällen.“

„Lass mich raten: Dicke Tanten in Leggins und Top in Segelgröße?“

„Woher hast du das gewusst?“

„Ooooch. Nur geraten. So! Und nun mein Kommentar für die Akten: Ich denke nicht daran, dem Tod zu Liebe zu sterben. Das mit dem AusLiebeSterben habe ich noch nicht mal während diesen aufregenden Jahren geschafft, in denen die Hormone verrückt spielen. Bring die Unterlagen auf den neuesten Stand und ramm dir bitte nicht die Türklinge in den Arsch, wenn du wieder abhaust. Ach so, Arsch haste ja auch nicht. Uuuuund Tschüss gesägt!“

(Ich weiß: 'Tschüss gesägt' ist nicht besonders originell, doch mir kam es mehr auf die Botschaft an, nicht auf die Form.)


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zuletzt bearbeitet 10.02.2020 | Top

RE: Alles so anthropomorph

#2 von Sirius , 10.02.2020 18:20

Diese (fiktiven?) Unterhaltungen mit dem Tod sind sehr unterhaltsam und amüsant, vor allem weil der Schnitter immer so lächerlich daherkommt und der Leser dabei seine Urangst vor ihm verliert.
Darum werden diese Beiträge auch als Kulturprogramm und als Therapie deklariert und stehen unter Artenschutz.
Ist dir wieder flott aus der Tastatur geflogen!

Sirius


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